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Lackiertemperatur bei Material, Werkstück & Umgebung erklärt

Was du über Lackiertemperatur wissen musst

Beim Lackieren muss alles passen, Klarlack, Düse, Schleifbild. Klar, aber was viele unterschätzen: die richtige Temperatur. Und zwar nicht nur im Raum, sondern auch beim Lack und am Werkstück selbst.

Wenn das Material zu kalt ist, wird’s zäh wie Honig. Das Blech fühlt sich zwar „okay“ an, ist aber oft deutlich kühler als die Luft. Und schon hast du Kondenswasser oder schlechte Haftung. Zu warme Umgebung? Dann trocknet der Lack zu schnell, der Verlauf leidet und Zack, Orangenhaut.

Ohne die richtige Temperatur wird’s nix mit dem sauberen Finish. In diesem Artikel schauen wir uns an, warum die richtige Lackiertemperatur – also bei Material, Werkstück und Umgebung – so entscheidend ist.

Materialtemperatur – Lack, Härter & Co. auf Temperatur bringen

Bevor du zur Pistole greifst, prüf Lackiertemperatur deines Materials. Lack, Härter, Verdünner – alles sollte auf Verarbeitungstemperatur sein. Und damit ist nicht gemeint, dass du die Dose kurz vorher aus dem kalten Keller holst und sofort loslegst. Denn..

zu kalter Lack ist zäh, lässt sich schlecht mischen und spritzt ungleichmäßig. Der Verlauf leidet, es können Bläschen oder matte Stellen entstehen. Bei 2K-Systemen kann’s noch dicker kommen: Die chemische Reaktion läuft langsamer, das Mischverhältnis funktioniert nicht mehr wie geplant, selbst wenn du sauber abgewogen hast.

Risiken bei zu kaltem Lack:

  • schlechter Verlauf
  • ungleichmäßiger Farbauftrag
  • Blasenbildung durch schlechte Entlüftung

zu warmer Lack kann ebenfalls zum Problem werden, insbesondere, wenn Härter und Verdünner zu schnell reagieren. Das Ergebnis: der Lack verläuft nicht sauber, trocknet zu flott an der Oberfläche, während er innen noch „arbeitet“. Das führt oft zu Orangenhaut, feinen Rissen oder einem matten Finish.

Risiken bei zu warmem Lack:

  • zu schnelle Verdunstung der Lösemittel
  • schlechte Verlaufseigenschaften
  • ungleichmäßige Trocknung (z. B. „Kräuseln“ oder „Kochen“)

Die meisten Hersteller geben 18 bis 25 °C als optimalen Temperaturbereich an. Das gilt für alles: Basislack, Klarlack, Härter, Füller und Verdünner. Je nach Produkt können die Vorgaben leicht abweichen – deshalb: technisches Datenblatt (TDS) lesen! Da steht drin, bei welchen Bedingungen das Material am besten verarbeitet werden kann.

Praxis-Tipp: Hol dein Material früh genug ins Warme. Mindestens 12 Stunden vorher, besser über Nacht. So kann sich alles gleichmäßig temperieren und du startest mit besten Voraussetzungen.

Werkstücktemperatur – das Bauteil muss mitspielen

Das Bauteil selbst wird beim Lackieren gern übersehen, Hauptsache der Raum ist warm, oder? Falsch gedacht. Denn wenn das Werkstück kälter ist als die Umgebung, hast du schnell Kondenswasser auf der Oberfläche und das kann die Haftung killen.

Gerade bei Metallteilen dauert’s, bis sie Umgebungstemperatur annehmen. Auch, wenn sie sich vielleicht „okay“ anfühlen, können sie aber in Wirklichkeit nur 10 Grad haben. Und insbesondere bei großen Flächen wie der Motorhaube oder einer Tür brauchst du gar nicht lange suchen, bis der ersten Lackfehler auftauchen: Krater, matte Stellen, schlechte Haftung. Und zack, musste nacharbeiten.

Auch der Lackverlauf hängt an der Werkstücktemperatur. Ist das Teil zu kalt, stockt der Verlauf, die Oberfläche bleibt stumpf oder unruhig. Das Finish sieht einfach nicht sauber aus, egal wie gut du lackierst.

Risiken bei zu kaltem Werkstück:

  • Kondenswasserbildung → Haftungsprobleme
  • verzögerte Trocknung
  • matter oder fleckiger Verlauf

Praxis-Tipp: Stell dein Werkstück mindestens ein paar Stunden vor dem Lackieren in den beheizten Raum. Noch besser: über Nacht, damit sich das Material komplett angleichen kann. Mit einem Infrarot-Thermometer kannst du einfach checken, ob alles passt. Nicht raten, messen!

Umgebungstemperatur – die Luft in der Werkstatt muss stimmen

Du kannst das beste Material haben und das Werkstück perfekt temperieren, wenn die Luft in deiner Werkstatt nicht mitspielt, bringt dir das alles nichts. Die Umgebungstemperatur beeinflusst, wie schnell der Lack trocknet, wie gut er verläuft und ob du dir Staubeinschlüsse oder Läufer einfängst.

Ist es zu kalt (unter 15 °C), härten viele 2K-Systeme gar nicht richtig aus. Die Reaktion verlangsamt sich, der Lack bleibt zu lange offen, Staub hat leichtes Spiel und das Finish kann fleckig oder weich werden.
Bei zu hohen Temperaturen (über 30 °C) verdunsten die Lösemittel zu schnell. Der Lack trocknet an der Oberfläche, bevor er sich sauber verlaufen kann. Das kann für Orangenhaut oder feine Risse sorgen.

Und nicht vergessen: Luftfeuchtigkeit spielt mit rein. Ab etwa 70 % steigt die Gefahr von Kondenswasser und Feuchtigkeitsblasen, vor allem bei wasserbasierten Systemen.

Risiken bei falscher Umgebungstemperatur:

  • zu kalt: verlängerte Trocknung, Läufer, Staubeinschlüsse
  • zu warm: Orangenhaut, schlechte Verlaufseigenschaften
  • hohe Luftfeuchtigkeit: Kondenswasser, Haftungsprobleme

Praxis-Tipp: Beheize deine Werkstatt oder Garage rechtzeitig und achte auf eine gleichmäßige Temperatur. Keine Heizstrahler direkt aufs Blech. Nutze Thermometer und Hygrometer, um Raumklima im Blick zu behalten.

Lackiertemperatur richtig einstellen – so bereitest du dich optimal vor

Wenn Material, Werkstück und Umgebung auf Temperatur sind, läuft’s beim Lackieren deutlich entspannter. Du musst nicht alles auf den Grad genau treffen, aber wenn du dich an die Temperaturbereiche aus dem technischen Datenblättern hältst, bist du auf der sicheren Seite. Die meisten Hersteller empfehlen zwischen 18 und 25 °C, je nach Produkt.

Damit du beim Vorbereiten nichts vergisst, hier die kurze Checkliste:

Checkliste vor die richtige Lackiertemperatur:

☐ – Lack, Härter, Verdünner über Nacht im Warmen lagern
☐ – Werkstück rechtzeitig ins Warme holen, idealerweise Temperatur messen (Infrarot-Thermometer)
☐ – Werkstatt oder Garage auf ca. 20-22 °C bringen
☐ – Luftfeuchtigkeit kontrollieren – unter 60 % ist optimal
☐ – Keine Heizquelle direkt aufs Bauteil oder Lackmaterial richten

Wenn alle drei Faktoren passen, bekommst du ein sauberes Spritzbild, kontrollierte Trocknung und ein Finish, das sich sehen lassen kann. Ganz ohne Überraschungen.

Sonderfälle & Saison-Tipps – was sonst noch wichtig ist

Ob Winter, Hochsommer oder draußen im Carport, nicht jede Lackierumgebung ist ideal. Extreme Temperaturen machen’s schwer: Kälte bremst die chemische Reaktion, Hitze lässt den Lack zu schnell ablüften.

Mit etwas Vorbereitung lassen sich manche Probleme abfangen, aber nicht alles lässt sich kompensieren. Als Faustregel gilt: Wenn Material, Werkstück oder Umgebung außerhalb der Herstellerangaben liegen, ist Warten oft die bessere Option.

Mehr dazu findest du demnächst in unseren Beiträgen zum Lackieren bei Kälte, Hitze oder unter freiem Himmel.

Fazit – drei Temperaturen, ein sauberes Ergebnis

Material-, Werkstück- und Umgebungstemperatur entscheiden mit darüber, ob dein Lackprojekt glattläuft oder du am Ende schleifen, polieren oder komplett neu anfangen musst.

Die Lackiertemperatur ist ein oft unterschätzter Faktor, dabei entscheidet sie mit über Haftung, Verlauf und Trocknung und daher gilt:

Richtig temperiert, ist besser lackiert.

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