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Von Kunstharz bis Wasserlack – Industrielacke einfach erklärt

Ob Fahrzeug, Maschine oder ganze Produktionsanlage – ohne die richtigen Industrielacke läuft im Handwerk nichts.
Je nach Material, Einsatzbereich und Belastung braucht es unterschiedliche Lackarten, die mehr können als nur gut aussehen.
Vom robusten Kunstharzlack bis zum modernen Wasserlack: Jeder Typ bringt seine eigenen Stärken mit, die du für dein Projekt gezielt nutzen kannst.

Hier bekommst du einen Überblick, welcher Lack was kann – und wo er seine Vorteile ausspielt.

Kunstharzlack – der robuste Allrounder

Anfang des 20. Jahrhunderts kam richtig Bewegung in die Werkstätten: Kunstharzlacke wurden entwickelt und lösten viele der damaligen Probleme bei Schutz- und Decklackierungen.
Zum ersten Mal standen Lacke zur Verfügung, die schnell auf unterschiedlichsten Untergründen wie Metall und Holz hafteten, stoß- und wetterfest waren und sich ohne großes Hightech-Equipment verarbeiten ließen.

Die Basis dieser Lacke bildeten synthetisch hergestellte Harze, meist Alkydharze, die mit organischen Lösungsmitteln gemischt wurden. Dadurch ließen sich Kunstharzlacke nicht nur leichter streichen oder spritzen, sondern auch in ordentlichen Schichtdicken aufbauen, die mechanischen Belastungen gut standhielten.
Kein Wunder also, dass sie sich schnell im Maschinenbau, Fahrzeugbau und der Bauindustrie durchgesetzt haben.

Was macht Kunstharzlack so beliebt?

  • Top Haftung auf Metall, Holz und vielen Kunststoffen
  • Hohe Belastbarkeit bei Stoß, Schlag und Witterung
  • Einfache Verarbeitung, auch ohne Profi-Ausrüstung
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: solide Qualität zu fairen Kosten

Gerade beim Schutz von Maschinen, Metallteilen oder Geländern zeigt Kunstharzlack seine Stärken.
Er verzeiht kleinere Verarbeitungsfehler, trocknet zuverlässig durch und ist später leicht auszubessern.

Typisch für Kunstharzlacke ist ihre etwas längere Trocknungszeit.
Aber: Dafür härten sie schön gleichmäßig aus und bilden eine zähelastische Oberfläche, die nicht beim ersten Rempler aufreißt.

Praxis-Tipp:

  • Für optimale Haftung die Fläche vorher gut anschleifen und gründlich entfetten.
  • Lackierst du draußen? Dann achte auf trockenes Wetter – Kunstharzlacke mögen keine hohe Luftfeuchtigkeit beim Trocknen.

Nitrokombinationslack: Der schnelle Klassiker für glatte Oberflächen

Nitrokombinationslacke kamen in den 1930er Jahren auf und wurden schnell zu einem Standard in der Möbel-, Fahrzeug- und Metalllackierung.
Im Gegensatz zu Kunstharzlacken trocknen sie extrem schnell und sorgen für besonders glatte, harte Oberflächen – ideal für Bauteile, bei denen es auf feines Finish ankommt.

Die Basis besteht aus Nitrozellulose und Alkydharzen, gelöst in organischen Lösungsmitteln.
Durch die schnelle Verdunstung dieser Lösungsmittel härtet Nitrolack innerhalb kürzester Zeit aus.

Was macht Nitrokombinationslack so beliebt?

  • Sehr schnelle Trocknung, ideal für Serienfertigung und Reparaturlackierung
  • Schöne, harte Oberfläche mit guter Polierfähigkeit
  • Einfache Verarbeitung, auch mit Pinsel oder Rolle möglich
  • Gute Haftung auf vielen grundierten oder vorbehandelten Untergründen

Nitrolacke sind besonders dann gefragt, wenn kurze Trockenzeiten und ein schönes Erscheinungsbild wichtiger sind als extreme Chemikalien- oder Witterungsbeständigkeit.
Typische Einsatzbereiche: Möbel, Oldtimer, Musikinstrumente und Innenbereiche von Maschinen.

Typisch für Nitrolacke: Sie bieten keine hohe Beständigkeit gegen Wasser, UV-Strahlung oder harte Chemikalien.
Im Außenbereich oder bei hoher Belastung sind andere Lacksysteme besser geeignet.

Praxis-Tipp:

Zum Schluss leicht anschleifen und polieren – für ein besonders feines Finish.

Mehrere dünne Schichten auftragen und dazwischen kurz ablüften lassen.

Acryllack – schnell trocknend und UV-beständig

Mitte des 20. Jahrhunderts brachte die Entwicklung von Acryllacken frischen Wind in die industrielle Lackierung.
Im Vergleich zu den klassischen Kunstharzlacken überzeugten Acryllacke vor allem durch kürzere Trocknungszeiten, bessere UV-Beständigkeit und hohe Flexibilität bei wechselnden Temperatur- und Materialanforderungen.

Die Basis von Acryllacken bilden thermoplastische oder thermohärtende Acrylharze, meist kombiniert mit modernen Lösungsmitteln oder als Wasserlack-Variante.
Gerade im Fahrzeug- und Maschinenbau setzte sich der Acryllack schnell durch, weil er Effizienz und Qualität miteinander verbindet.

Was macht Acryllack so beliebt?

  • Schnelle Trocknung, ideal für kurze Prozesszeiten
  • Hohe UV- und Wetterbeständigkeit, perfekt für Außenbereiche
  • Elastische Oberfläche, die Spannungen und Temperaturschwankungen gut mitmacht
  • Gute Haftung auf grundierten oder vorbehandelten Untergründen

Durch seine Flexibilität eignet sich Acryllack bestens für Fahrzeuge, Maschinengehäuse, Industrieteile oder hochwertige Metallkonstruktionen.
Er liefert nicht nur ein schönes, gleichmäßiges Finish, sondern bleibt auch bei starker Sonneneinstrahlung farbstabil.

Typisch für Acryllacke ist ihre Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit in der Anfangsphase.
Achte daher auf saubere Arbeitsbedingungen und ausreichend lange Trocknungszeiten zwischen den Schichten.

Praxis-Tipp:

  • Untergrund immer sauber schleifen und entfetten, vor allem bei blankem Metall.
  • Bei mehreren Lackschichten: Zwischentrocknung genau beachten, um Läufer und Blasen zu vermeiden.

Polyurethanlack – schützt auch bei harten Bedingungen

Ursprünglich in der Luftfahrt entwickelt, hat sich Polyurethanlack schnell überall dort etabliert, wo extreme Belastungen zum Alltag gehören.
Egal ob Fahrzeugbau, Maschinenlackierung oder Bodenschutz in der Industrie – PU-Lacke sind die erste Wahl, wenn herkömmliche Lacke an ihre Grenzen kommen.

Die Basis dieser Lacke sind spezielle Polyurethanharze, die für besonders dichte, widerstandsfähige Schichten sorgen.
PU-Lacke trotzen nicht nur mechanischer Beanspruchung, sondern auch Chemikalien, Feuchtigkeit, UV-Strahlung und Temperaturschwankungen.

Was macht Polyurethanlack so beliebt?

  • Extrem hohe Abrieb- und Schlagfestigkeit
  • Sehr gute Chemikalien- und Wetterbeständigkeit
  • Dauerhafte Elastizität, auch bei Minusgraden
  • Glattes, langlebiges Finish für professionelle Ansprüche

Gerade bei Flächen, die täglich belastet werden – wie Maschinengehäuse, Nutzfahrzeuge, Hallenböden oder Schutzbeschichtungen in der Produktion – zeigt Polyurethanlack, was er draufhat.
Die harte, aber flexible Schicht verhindert, dass Risse oder Abplatzungen entstehen, selbst bei starken Temperaturschwankungen oder mechanischem Stress.

Typisch für Polyurethanlacke: Viele Systeme bestehen aus zwei Komponenten (Lack + Härter).
Nur wenn beides sauber gemischt wird, erreichst du die volle Leistung.

Praxis-Tipp:

  • Mischungsverhältnis genau einhalten, am besten mit einer digitalen Waage.
  • Nach dem Mischen eine kurze Reifezeit einplanen („Topfzeit“ beachten) und dann zügig verarbeiten.

Epoxidlack – wenn’s richtig hart wird

Wenn Wasser, Chemikalien oder schwere Belastungen ins Spiel kommen, ist Epoxidlack die richtige Antwort.
Ursprünglich für den Schiffbau und die chemische Industrie entwickelt, schützt Epoxidlack heute Böden, Tanks, Maschinen und industrielle Anlagen zuverlässig vor allem, was normalen Lacken zusetzt.

Seine Basis sind reaktive Epoxidharze, die mit speziellen Härtern chemisch vernetzen.
Dadurch entstehen extrem dichte, harte und beständige Oberflächen, die selbst unter härtesten Bedingungen nicht so leicht schlappmachen.

Was macht Epoxidlack so beliebt?

  • Hervorragende Chemikalien- und Wasserbeständigkeit
  • Sehr hohe mechanische Belastbarkeit
  • Exzellente Haftung auf Metall, Beton und mineralischen Untergründen
  • Lange Lebensdauer, auch bei starker Beanspruchung

Ob in Garagen, Lagerhallen, Tanks oder Produktionsstätten – überall da, wo hohe Belastung und aggressive Stoffe auf die Oberfläche einwirken, ist Epoxidlack die sichere Wahl.
Durch seine Härte schützt er den Untergrund dauerhaft, erfordert aber eine saubere Vorbereitung und etwas Know-how bei der Verarbeitung.

Typisch für Epoxidlacke: Sie sind meist zweikomponentig und müssen exakt gemischt werden.
Außerdem sind sie empfindlich gegenüber UV-Strahlung – im Außenbereich braucht’s oft eine zusätzliche Schutzschicht (z.B. Klarlack oder PU-Decklack).

Praxis-Tipp:

  • Untergrund gründlich vorbereiten: schleifen, reinigen, entfetten – je sauberer, desto besser haftet der Lack.
  • Angemischte Mengen immer innerhalb der angegebenen „Topfzeit“ verarbeiten, sonst wird der Lack unbrauchbar.

Basislack – Präzision für Serienlackierungen

Mit der Einführung von Basislacken in den 1970er Jahren hat sich vor allem die Fahrzeuglackierung grundlegend verändert.
Basislacke sind speziell entwickelt worden, um brillante Farbergebnisse, exakte Farbtöne und eine schnelle Verarbeitung zu ermöglichen – perfekt abgestimmt auf die Anforderungen von Serienproduktion und Reparaturlackierungen.

Technisch gesehen handelt es sich beim Basislack um den farbgebenden Teil eines Mehrschicht-Systems:
Nach dem Auftragen wird der Basislack in der Regel mit Klarlack versiegelt, der für Schutz und Glanz sorgt.

Was macht Basislack so beliebt?

  • Exakte Farbabstimmung, auch bei komplizierten Effektfarben
  • Schnelle Trocknung, ideal für effiziente Arbeitsabläufe
  • Einfache Verarbeitung, auch bei komplexen Formen und Flächen
  • Optimale Basis für langlebige Klarlackversiegelungen

Gerade im Fahrzeugbau, bei Reparaturlackierungen und im Custom-Bereich spielt der Basislack seine Stärken aus.
Er erlaubt feine Farbverläufe, präzises Ausnebeln und eine flexible Gestaltung mit Metallic- oder Perleffektpigmenten.

Typisch für Basislacke: Sie haben keine eigene Schutzfunktion gegen Witterung oder Chemie.
Ohne Klarlack wären sie anfällig für Kratzer, UV-Strahlung und Feuchtigkeit.

Praxis-Tipp:

  • Den Basislack möglichst gleichmäßig und in dünnen Schichten auftragen.
  • Nach dem letzten Auftrag ausreichend Ablüften lassen, bevor Klarlack drüber kommt – sonst kann es zu Einschlüsse oder Ablösungen kommen.

Wasserlack – nachhaltig und zukunftssicher

In den letzten Jahrzehnten haben Wasserlacke in der Industrie und im Handwerk ordentlich aufgeholt.
Ihr großer Vorteil: Statt aggressiver Lösungsmittel kommt Wasser als Hauptbestandteil zum Einsatz – gut für die Umwelt, besser für die Gesundheit in der Werkstatt.

Wasserlacke eignen sich mittlerweile für viele Anwendungen im Fahrzeugbau, in der Maschinenlackierung und bei hochwertigen Industrieteilen. Moderne Systeme stehen lösungsmittelbasierten Lacken in Sachen Qualität kaum noch nach – brauchen aber etwas mehr Aufmerksamkeit beim Verarbeiten.

Was macht Wasserlack so beliebt?

  • Deutlich reduzierte Lösemittel-Emissionen, umwelt- und gesundheitsfreundlich
  • Gute Haftung auf grundierten Untergründen
  • Exakte Farbdarstellung, auch bei Effektlacken
  • Teilweise vorgeschrieben in neuen Umweltauflagen (z. B. VOC-Richtlinien)

Besonders bei der Lackierung von Autos, Baumaschinen oder Gehäusen ist der Wasserlack heute Standard – nicht nur wegen der Vorschriften, sondern auch, weil er richtig gute Ergebnisse liefert.

Typisch für Wasserlacke: Sie reagieren empfindlicher auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Optimale Arbeitsbedingungen (richtiges Klima und gute Belüftung) sind entscheidend für ein sauberes Ergebnis.

Praxis-Tipp:

  • Untergrund gründlich reinigen und entfetten – Wasserlacke verzeihen hier wenig.
  • Luftfeuchtigkeit im Lackierraum prüfen: ideal sind 40–60 %.
  • Nach dem Auftragen gut ablüften lassen, bevor Klarlack aufgebracht wird.

Industrielacke auswählen: Welcher Lack passt zu deinem Projekt?

Welcher Lack am besten zu deinem Projekt passt, hängt von ein paar wichtigen Fragen ab:

  • Was lackierst du? (Fahrzeug, Maschine, Metallbauteil, Boden, Möbelstück?)
  • Wie wird’s später belastet? (nur optisch schön oder täglicher Abrieb, Chemikalien, Wetter?)
  • Wo wird’s eingesetzt? (drinnen oder draußen?)
  • Gibt’s besondere Anforderungen? (z. B. Umweltauflagen, spezielle Farbtöne, schnelle Verarbeitung?)

Hier eine kleine Orientierungshilfe:

ProjektEmpfehlung
Maschinen, Metallteile, GeländerKunstharzlack: robust, unkompliziert, preiswert
Schnelle Lackierungen, Möbel, Oldtimer, InnenflächenNitrokombinationslack: schnelle Trocknung, schönes Finish
Fahrzeuglackierung (Karosserie, Felgen)Basislack + Klarlack: präzise Farbe, bestmögliches Finish
Nutzfahrzeuge, Maschinen im DauereinsatzPolyurethanlack: extrem widerstandsfähig und langlebig
Bodenbeschichtung, Tanks, IndustrieanlagenEpoxidlack: maximaler Schutz gegen Wasser, Chemie und Abrieb
Nachhaltige Lackierung, moderne AnforderungenWasserlack: emissionsarm, umweltfreundlich, hochwertige Optik

Praxis-Tipp:
Wenn du unsicher bist, lieber auf Nummer sicher gehen: Ein hochwertiger Lack spart dir auf Dauer Zeit, Geld und Nerven.
Gerade bei Belastungen wie Feuchtigkeit, UV-Licht oder Chemikalien zählt echte Qualität doppelt.

Praxis-Tipps für Profis

Die Wahl des richtigen Lacks entscheidet über Optik, Schutz und Haltbarkeit. Damit dein Projekt auf ganzer Linie überzeugt, achte auf diese Punkte:

  • Untergrund analysieren:
    Metall, Kunststoff oder Beton? Jeder Untergrund stellt andere Anforderungen an Grundierung und Lacktyp.
  • Belastung richtig einschätzen:
    Wird das Bauteil im Alltag stark beansprucht, brauchst du robuste Systeme wie PU- oder Epoxidlack.
  • Klimatische Bedingungen beachten:
    Wasserlacke brauchen stabile Temperaturen und moderate Luftfeuchtigkeit.
    Kunstharz- und PU-Lacke sind etwas toleranter, brauchen aber auch gutes Ablüften.
  • Verarbeitung planen:
    Zweikomponenten-Lacke (z. B. PU, Epoxy) erfordern präzises Mischen und eine zügige Verarbeitung innerhalb der Topfzeit.
  • Nachbehandlung nicht vergessen:
    Basislacke müssen klarlackiert werden. Epoxidlacke brauchen bei UV-Belastung eine zusätzliche Schutzschicht.

Extra-Tipp:
Plane Lackmenge, Ausrüstung und Trocknungszeiten im Vorfeld. So vermeidest du Materialknappheit, Zeitdruck und Qualitätsmängel mitten im Projekt.

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