Technische Datenblätter: Mehr als nur Zettelkram
Mal ehrlich; Wer liest schon freiwillig ein technisches Datenblatt? Klingt trocken und sieht nach langweiliger Bürokratie aus, aber kann dir in der Praxis richtig unter die Arme greifen. Denn da steht genau drin, wie dein Lack richtig verarbeitet werden muss.
Welche Düse passt? Wie lange trocknet das Material wirklich? Und wann kann ich das Werkstück überlackieren?
Egal ob du zum ersten Mal in der Garage lackierst oder schon zig Projekte hinter dir hast, das technische Datenblatt ist dein Fahrplan zum sauberen Ergebnis. Kein Rätselraten. Stattdessen: empfohlene Mischungsverhältnisse, Trocknungszeiten, Schichtstärken – schwarz auf weiß.
Im folgenden Artikel erfährst du was drinsteht, worauf du achten solltest und wie du aus dem TDS ein echtes Werkzeug machst. Klingt nach Aufwand? Vielleicht. Aber besser einmal lesen als zweimal schleifen, oder?
Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Technisches Datenblatt (TDS)?
Ein technisches Datenblatt, kurz TDS (Technical Data Sheet), ist sowas wie die Bedienungsanleitung für deinen Lack. Kein Marketing, keine Verkaufstexte, sondern Fakten direkt vom Hersteller. Da steht drin, wie das Produkt verarbeitet werden soll, unter welchen Bedingungen es optimal funktioniert und was du besser bleiben lässt.
Wichtige Unterscheidung zwischen TDS und Sicherheitsdatenblatt (SDB):
Das TDS hilft dir bei der Anwendung: z. B. Mischungsverhältnis, Spritzdruck, Schichtstärke
Das SDB liefert Infos zu Lagerung, Gefahrenhinweisen und Schutzmaßnahmen
Im TDS steht alles, was du wissen musst, um aus dem Produkt das Beste rauszuholen.
Aufbau eines TDS – Diese Infos findest du darin
Auch wenn jedes technische Datenblatt vom Layout her ein bisschen anders aussieht, ist der Aufbau meist ähnlich. Die Reihenfolge kann variieren, aber der Inhalt bleibt im Kern gleich. Damit du beim nächsten Projekt nicht lang suchen musst, zeigen wir dir, worauf du achten solltest – Abschnitt für Abschnitt.
Abschnitt | Was du darin findest |
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Produktbeschreibung | Was ist das überhaupt für ein Lack? 1K, 2K, wasserbasiert, lösemittelhaltig? Für welche Anwendungen ist er gedacht? |
Untergrundvorbereitung | Welche Vorarbeit ist nötig? Schleifen, reinigen, grundieren? Hier steht, was du machen musst, damit der Lack richtig haftet. |
Mischungsverhältnis | Wieviel Härter und ggf. Verdünner gehört rein? Steht oft als Verhältnis wie 2:1 oder 4:1 – bitte genau einhalten. |
Verarbeitungsbedingungen | Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Viskosität – alles, was die Verarbeitung beeinflusst. Hier wird’s technisch, aber wichtig. |
Auftragsmethode | Welche Düsengröße, wieviel Spritzdruck, wie viele Gänge? Auch ob Rolle oder Pistole empfohlen ist, steht hier. |
Topfzeit & Verarbeitungszeit | Wie lange ist das Produkt nach dem Mischen verarbeitbar? Und wie viel Zeit darf zwischen den Spritzgängen liegen? |
Trocknungszeiten | Wann ist der Lack staubtrocken, schleifbar oder durchgehärtet? Diese Zeiten sind entscheidend für Planung und Qualität. |
Überlackierbarkeit | Wann kannst du mit dem nächsten Produkt drüber? Wichtig bei Mehrschichtaufbauten – Basislack, Klarlack, Finish. |
Schichtstärke & Verbrauch | Wie viel Lack brauchst du für 1 m²? Und wie dick darfst du auftragen? Hilft beim Planen und spart Material. |
Lagerung & Haltbarkeit | Wo soll das Material gelagert werden? Und wie lange ist es überhaupt verwendbar? Im Zweifel lieber vorher reinschauen. |
Wenn du weißt, wo was steht, wird das Technische Datenblatt vom Pflichtpapier zum echten Werkzeug. Schnell zur Hand, leicht zu lesen, direkt anwendbar.
Warum das TDS dein bester Kumpel in der Werkstatt ist
Egal ob du frisch anfängst oder schon lange dabei bist: Das TDS ist mehr als nur Pflichtlektüre. Es ist dein Werkzeug für sauberes, sicheres und wiederholbares Arbeiten. Es kostet nichts und ist wie ein erfahrener Schrauberkollege: Es sagt dir genau, was Sache ist und bewahrt dich davor, Mist zu bauen. Wenn du’s liest, bevor du den Becher füllst, sparst du dir später oft Ärger.
Vorteil | Was das in der Praxis heißt |
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Fehler vermeiden | Falscher Härter, zu viel Verdünnung, zu dicke Schichten – wer ins TDS schaut, macht’s von Anfang an richtig. |
Geld sparen | Wer weiß, wie viel Lack wirklich nötig ist, wirft weniger weg und kann bei jedem Projekt bares Geld sparen. |
Zeit besser planen | Schleifbar nach 30 oder 90 Minuten? Das TDS hilft dir, realistisch zu planen, ohne Leerlauf oder Hektik. |
Qualität sichern | Wenn du dich an die Angaben hältst, bekommst du reproduzierbare Ergebnisse – mit sauberem Verlauf, guter Haftung und ohne Lackfehler. |
Ergebnisse wiederholen | Top-Ergebnis erzielt? Dank TDS kannst du die Verarbeitung immer wiederholen. |
Typische Einheiten im Technischen Datenblatt (TDS)
Verarbeitung bei 20 °C, 50 % Luftfeuchtigkeit, 2:1 Mischungsverhältnis, 60 µm Nassschicht, all das klingt erstmal nach Physikunterricht und genau das schreckt viele ab. Denn im Technischen Datenblatt (TDS) findest du jede Menge Einheiten, Abkürzungen und Messwerte.
Wer sie versteht, hat einen klaren Vorteil: Du weißt, was dein Lack braucht, kannst Fehler besser vermeiden und deine Ergebnisse gezielt wiederholen. Damit du beim nächsten Mal nicht googeln musst, haben wir dir die gängigsten Einheiten hier aufgelistet, mit kurzer Erklärung, wo sie auftauchen und was sie bedeuten.
Einheit | Bedeutung | Wo du sie findest |
---|---|---|
°C | Grad Celsius | Verarbeitungstemperatur, Trocknung, Lagerung |
% | Prozent | Luftfeuchtigkeit, Verdünnungsanteil, Festkörperanteil |
µm | Mikrometer | Schichtstärke (z. B. 40-60 µm pro Schicht) |
min / h | Minuten / Stunden | Trocknungszeiten, Topfzeit, Überlackierbarkeit |
DIN 4 / s | Fließzeit (Sekunden durch DIN4-Becher) | Viskosität des Lacks |
bar | Druck | Spritzdruck für die Lackierpistole |
mm | Millimeter | Düsengröße (z. B. 1.3 mm für Klarlack) |
m²/l | Quadratmeter pro Liter | Ergiebigkeit – wie viel Fläche du mit 1 Liter Lack lackieren kannst |
g/m² | Gramm pro Quadratmeter | Auftragsmenge bei bestimmten Füllern, Primern oder Effektlacken |
Vol.-% | Volumenprozent | z. B. Lösemittelanteil, Festkörpergehalt, Anteil Verdünnung |
Häufige Stolperfallen beim Lesen
Technische Datenblätter sind keine Romane, aber auch keine reine Klartext-Lektüre. Zwischen Einheiten, Fachbegriffen und „unter idealen Bedingungen“ verstecken sich ein paar Stolperfallen. Hier sind die typischen Hürden und wie du sie umgehen kannst:
Stolperfalle | Was dahintersteckt / Was du besser machst |
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Verarbeitungszeit ≠ Topfzeit | Topfzeit: Wie lange das Gemisch nutzbar ist. Verarbeitungszeit: Zeitraum zwischen den Spritzgängen. |
„Optimale Bedingungen“ | Viele Werte gelten bei 20 °C und 65 % Luftfeuchte. In der Garage im Winter? Lieber neu abschätzen oder testen. |
Mischungsverhältnisse unklar | 2:1 kann heißen: 2 Teile Basislack, 1 Teil Härter – aber ohne Verdünnung? Oder mit? Immer genau hinschauen. |
„Schleifbar nach…“ | Die Angabe bezieht sich meist auf normale Schichtstärken. Wer zu dick aufträgt, muss länger warten. |
Tipps: So nutzt du ein TDS richtig
Ein TDS hilft nur, wenn du’s auch liest und zwar vor dem Lackieren, nicht erst wenn der Lack läuft oder klebt. Hier ein paar bewährte Tipps aus der Praxis:
Tipp | Warum das sinnvoll ist |
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Vor dem Lackieren lesen | Klingt banal, wird aber oft vergessen. Wer vorher reinschaut, spart sich Nacharbeit und Lackfehler. |
Wichtige Angaben notieren | Mischungsverhältnis, Düsengröße, Topfzeit – kurz notieren oder aufs Mischblatt schreiben, spart Rumgesuche. |
QR-Code oder Online-Version nutzen | Viele Hersteller packen den QR-Code aufs Etikett – scannen und du hast das TDS direkt auf dem Handy. |
Unterschiede zwischen Marken beachten | Jeder Hersteller kocht sein eigenes Süppchen. Also nicht blind übertragen, sondern pro Produkt neu prüfen. |
Bei Fragen lieber nachfragen | Unsicher bei einer Angabe? Technischer Service oder Händler helfen oft schnell – lieber vorher klären. |
Fazit
Technische Datenblätter sind kein lästiger Anhang, sondern dein Werkzeug für sauberes Arbeiten. Wer’s liest, lackiert nicht nur sicherer, sondern auch besser – egal ob Spot Repair oder Komplettlackierung.
Du musst kein Chemiker sein, um ein TDS zu verstehen. Ein bisschen Aufmerksamkeit reicht, um teure Fehler zu vermeiden und konstante Qualität abzuliefern. Also: Beim nächsten Projekt kurz reinschauen, die Eckdaten rausziehen und dann mit gutem Gefühl loslegen.
TDS lesen heißt Stress sparen.