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2K Acryllack von A bis Z: Eigenschaften, Anwendung & Tipps aus der Praxis

2K Acryllack – robust, glänzend, langlebig

2K-Acryllacke gehören zu den Klassikern im Lackierhandwerk und das aus gutem Grund. Sie verbinden starke Optik mit echter Widerstandskraft. Das System besteht aus zwei Komponenten, dem eigentlichen Acryllack und einem passenden Härter. Erst beim Mischen der beiden Teile startet eine chemische Reaktion, die für die charakteristische Aushärtung sorgt. Das Ergebnis ist eine harte, widerstandsfähige Oberfläche, die lange hält und richtig was hermacht.

Im Vergleich zu 1K-Acryllacken spielen 2K-Systeme in einer anderen Liga. Sie sind beständig gegen Kraftstoffe, Chemikalien, UV-Strahlung und mechanischen Abrieb. Deshalb werden sie überall dort eingesetzt, wo es auf Belastbarkeit und professionelle Ergebnisse ankommt – zum Beispiel im Fahrzeugbau, in der Industrie oder bei hochwertigen DIY-Projekten im Metall- oder Holzbereich.

Natürlich hat das Ganze auch seinen Preis: Die Verarbeitung ist etwas anspruchsvoller. Du brauchst das richtige Mischverhältnis, passende Schutzausrüstung und ein gutes Gefühl für Applikation und Trocknung. Aber: Wer sich einmal eingearbeitet hat, will so schnell nichts anderes mehr, gerade, wenn’s nicht nur „hübsch“, sondern auch „haltbar“ sein soll.

In diesem Ratgeber schauen wir uns an, wie sich 2K-Acryllacke entwickelt haben, was sie technisch ausmacht, wo sie sinnvoll eingesetzt werden und wie du sie Schritt für Schritt richtig verarbeitest. Außerdem zeigen wir dir typische Fehlerquellen und wie du sie vermeiden kannst.

Entwicklung der 2K Acryllacke: Vom Werklack zur Profi-Oberfläche für alle Fälle

Bevor 2K-Acryllacke die Lackierwelt aufgemischt haben, war alles ein bisschen einfacher aber auch anfälliger. Bis weit in die 1950er- und frühen 60er-Jahre dominierten sogenannte Alkydharz-Lacke (Kunstharzlacke) den Markt. Die hatten für ihre Zeit ihre Berechtigung, waren aber in vielen Punkten limitiert: lange Trocknungszeiten, mäßige UV-Beständigkeit, begrenzter Glanz und schnell mal matte Stellen nach etwas Sonne. In einer Zeit, in der Autos größer, bunter und langlebiger wurden, reichte das irgendwann nicht mehr.

In den 1950er-Jahren wurden in den USA die ersten thermoplastischen Acryllacke eingeführt. Diese Lacke trockneten durch einfache Verdunstung der Lösemittel (also physikalisch) und boten neben einem deutlich besseren Glanzbild auch eine höhere Farbtonstabilität und kürzere Verarbeitungszeiten, was ein klarer Fortschritt gegenüber den bis dahin gängigen Alkydharzsystemen.

In Europa, insbesondere in Deutschland, hielt diese Technologie ab den 1960er-Jahren Einzug in die Serienproduktion. Dort war sie besonders wertvoll, weil man mit den neuen Lacken die Taktzeiten verkürzen und die Produktivität in der Fahrzeugfertigung steigern konnte. Die Industrie schätzte die schnelle Trocknung und die saubere Optik – die Acryllacke setzten sich schnell durch.

Aber auch die thermoplastischen Systeme hatten einen Haken: Sie waren zwar schneller in der Anwendung, dafür aber anfällig gegenüber Lösemitteln und weicher als gewünscht. Für Fahrzeuge oder Maschinen, die ständiger Witterung, UV-Strahlung und Chemikalien ausgesetzt sind, war das langfristig keine Lösung.

Der Gamechanger kam mit den Zwei-Komponenten-Systemen, bei denen Lack und Härter getrennt gelagert und erst kurz vor der Verarbeitung gemischt werden. Das Mischen löst eine chemische Reaktion aus, eine sogenannte Polyaddition, bei der ein hochvernetzter, widerstandsfähiger Lackfilm entsteht. Der Vorteil: Der Lack härtet nicht einfach nur „durch Trocknung“, sondern wird chemisch stabil, und damit auch hitze-, kraftstoff- und wetterbeständig.

In den ersten Jahren (Ende der 1960er) waren 2K-Lacke vor allem Speziallösungen, eingesetzt z. B. im Maschinenbau oder bei militärischen Anwendungen. In der Reparaturlackierung und im Fahrzeugbau wurden sie ab den 1970er-Jahren richtig populär. Besonders mit der Einführung des Basislack-/Klarlacksystems konnten Optik und Schutz getrennt optimiert werden: Der Basislack liefert Farbe und Effekt, der 2K-Klarlack sorgt für Glanz und Schutz.

Für Werkstätten bedeutete das eine echte Revolution. Zwar war die Verarbeitung anspruchsvoller – Mischungsverhältnisse, Topfzeit, Schutzausrüstung – aber das Ergebnis war professionell, dauerhaft und reklamationsarm. Kein Vergleich mehr zu den alten Ein-Komponentigen-Systemen.

Heute sind 2K-Acryllacke Standard in vielen Bereichen:

  • Bei Farhzeuglackierungen als 2K Acryl-Klarlack
  • Industrielackierung von Maschinen, Containern, Metallteilen
  • Möbel- und Innenausbau
  • Oldtimer-Restaurierung

Moderne 2K-Lacke sind dabei viel anwenderfreundlicher geworden: klarere Verarbeitungshinweise, optimierte Topfzeiten, kombinierte Systeme mit passenden Härtern und Verdünnern, es ist alles darauf ausgelegt, möglichst reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen, egal ob in der Werkstatt oder in der heimischen Garage.

2K-Acryllack hat sich vom Spezialprodukt zur bewährten Allzweckwaffe entwickelt – für alle, die nicht nur schön, sondern auch dauerhaft gut lackieren wollen.

Was ist 2K-Acryllack?

2K-Acryllack ist ein sogenanntes Zwei-Komponenten-Lacksystem bestehend aus:

  • Komponente A: dem Lack selbst, also dem Bindemittel und den Farbpigmenten
  • Komponente B: einem passenden Härter, meist auf Isocyanatbasis

Erst durch das Mischen beider Komponenten kurz vor dem Lackieren startet eine chemische Reaktion, genauer gesagt eine Polyaddition. Dabei reagieren funktionelle Gruppen im Lack (z. B. Hydroxylgruppen im Acrylharz) mit Isocyanatgruppen im Härter. Es entsteht ein vernetzter Lackfilm, der nicht einfach nur trocknet, sondern dauerhaft aushärtet – hart, chemikalienbeständig und abriebfest.

Der große Unterschied zu 1K-Lacken?

  • 1K-Lacke härten durch Verdunstung der Lösemittel – ein rein physikalischer Vorgang
  • 2K-Lacke härten durch chemische Reaktion – der Lack wird regelrecht „vernetzt“ und dadurch deutlich stabiler

Was bedeutet das für die Praxis?

  • Du musst mischen und zwar im richtigen Verhältnis, meist 2:1 oder 4:1, je nach System
  • Nach dem Anmischen beginnt die Topfzeit – das ist die Zeitspanne, in der du den Lack verarbeiten kannst
  • Nach der Topfzeit ist der Lack nicht mehr nutzbar – also: lieber frisch anrühren als auf Vorrat!

2K-Acryllacke sind meist lösemittelhaltig und werden mit der Lackierpistole verarbeitet. Es gibt aber auch Spezialprodukte für Rolle, Pinsel oder Spraydose (mit integriertem Härter, ideal für kleine Reparaturen).

Und was bedeutet „Acryl“ in dem Zusammenhang?

„Acryl“ steht für das Bindemittel im Lack, meist Acrylharze (Polyacrylate), die besonders klar, UV-stabil und gut vernetzbar sind. Sie sorgen für Farbstabilität, Glanz und eine langlebige Lackoberfläche, egal ob bunt oder transparent.

Eigenschaften von 2K-Acryllack: Chemische Aushärtung, hohe Beständigkeit und Glanz

2K-Acryllacke sind echte Arbeitstiere unter den Lacken, sie glänzen nicht nur, sie halten auch ordentlich was aus. Der entscheidende Unterschied zu einfacheren 1K-Systemen liegt in der chemischen Aushärtung durch Polyaddition. Dadurch entsteht eine vernetzte Lackstruktur, die besonders hart, abriebfest und dauerhaft beständig ist.

Die wichtigsten Eigenschaften im Überblick:

Chemische Aushärtung

  • Nach dem Mischen von Lack und Härter reagiert das System chemisch – meist durch die Verbindung von Hydroxylgruppen im Acrylharz mit Isocyanatgruppen im Härter
  • Es entsteht ein hochvernetztes Polymernetz, das den Lackfilm fest und langhaltend macht
  • Die Aushärtung ist nicht umkehrbar – einmal hart, bleibt hart

Hohe mechanische Beständigkeit

  • Sehr gute Kratzfestigkeit
  • Widerstand gegen Stoß, Schlag und Abrieb
  • Belastbar auch bei starker Beanspruchung (z. B. Fahrzeugteile, Werkzeuggehäuse)

Beständig gegen Chemikalien & Kraftstoffe

  • 2K-Acryllacke halten auch härteren Bedingungen stand: Benzin, Öle, Bremsflüssigkeit oder Reinigungsmittel greifen den Lack nicht sofort an
  • Daher ideal für Motorraum, Maschinenbau oder Werkzeuge

UV- und Wetterbeständigkeit

  • Dank der stabilen Acrylharze behalten Farben länger ihre Intensität – auch bei starker Sonneneinstrahlung.
  • Im Vergleich zu anderen Bindemitteln sind 2K-Acryllacke deutlich UV-beständiger und weniger anfällig für Vergilbung oder Kreidebildung.

Starker Glanz & gute Verlaufseigenschaften

  • 2K-Systeme liefern oft einen Hochglanz, welcher mit anderen System so nicht zu erreichen ist
  • Glanzgrad lässt sich durch Wahl des Klarlacks oder Mattierungsmittel steuern (von Hochglanz bis Stumpfmatt)
  • Fließt schön ineinander – bei korrekter Applikation entstehen glatte, homogene Oberflächen

Lange Lebensdauer

  • Richtig verarbeitet, hält ein 2K-Lack viele Jahre – ohne Nacharbeiten, ohne Nachlackieren
  • Ideal für hochwertige und dauerhafte Beschichtungen

Typische Einsatzbereiche von 2K-Acryllacken: Industrie, Fahrzeuglackierung und Handwerk

2K-Acryllacke glänzen nicht nur, sie halten auch richtig was aus. Deshalb kommen sie überall da zum Einsatz, wo eine Oberfläche dauerhaft geschützt und mechanisch belastbar sein muss. Allerdings gilt: Nicht überall, wo Auto draufsteht, ist auch 2K-Acryllack drin.

Wo 2K-Acryllacke heute eingesetzt werden:

Fahrzeuglackierung

Die Fahrzeuglackierung ist eines der klassischsten Einsatzgebiete für 2K-Acryllacke und das schon seit Jahrzehnten. Allerdings lohnt sich ein genauer Blick: Während bei modernen Pkw meist wasserbasierte Basislacke mit 2K-Klarlack kombiniert werden, kommen deckende 2K-Systeme vor allem dort zum Einsatz, wo es auf maximale Haltbarkeit und einfache Reparierbarkeit ankommt.

  • Als Klarlack sind 2K-Systeme Standard – egal ob in der Serie, bei Spot-Repair oder bei Komplettlackierungen
  • Der 2K-Klarlack schützt den farbgebenden Basislack, sorgt für Glanz, Tiefe und UV-Beständigkeit
  • Deckende 2K-Farblacke kommen eher bei Nutzfahrzeugen, Anhängern, Oldtimern oder Custom-Projekten zum Einsatz

Industrielackierung

In der Industrie müssen Lacke oft deutlich mehr einstecken als im Privatbereich, ob Hitze, Chemikalien, Abrieb oder Witterung. Genau hier spielen 2K-Acryllacke ihre Stärken aus. Sie liefern robuste, langlebige Beschichtungen für Maschinen, Anlagen und Metallteile, die im Alltag richtig ranmüssen und dabei trotzdem gepflegt aussehen sollen.

  • Maschinen, Geräte, Metallgehäuse, Container – alles, was im Alltag einstecken muss
  • 2K-Systeme schützen zuverlässig gegen Abrieb, Korrosion, Chemikalien und Wetter
  • Langlebig und einfach zu reinigen = ideal für den Dauereinsatz

Handwerk & Möbelbau

Auch im Handwerk und Möbelbau haben sich 2K-Acryllacke bewährt, überall dort, wo Oberflächen nicht nur gut aussehen, sondern auch im Alltag bestehen sollen. Ob Werkbank, Treppengeländer oder Küchenschrank: Mit der richtigen Grundierung und etwas Know-how entsteht eine kratzfeste, pflegeleichte Oberfläche, die dauerhaft hält, drinnen wie draußen.

  • Treppen, Werkbänke, Regale, Küchenelemente – wenn Lack richtig was aushalten soll
  • Auch im Innenausbau beliebt, z. B. bei Türen oder Holzoberflächen mit hoher Beanspruchung
  • Farbig oder transparent, je nach Gestaltungsidee

Restaurierung & Tuning

Bei Oldtimern, Youngtimern und individuellen Umbauten kommt es nicht nur auf Optik an, sondern auch auf Beständigkeit. 2K-Acryllacke bieten hier die ideale Kombination: tiefes Finish, gute Polierbarkeit und langlebiger Schutz, egal ob du originalgetreu restaurierst oder deinem Fahrzeug eine ganz eigene Note verleihen willst.

  • 2K-Klarlacke sind gesetzt bei Oldtimern und Showcars – ob glänzend oder matt
  • Auch deckende 2K-Systeme kommen zum Einsatz, z. B. bei Retro- oder Effektlackierungen
  • Optimal für Blech, GfK und Kunststoffteile (mit passender Grundierung)

DIY-Projekte mit Profi-Anspruch

Auch abseits von Werkstatt und Industrie greifen immer mehr Hobbylackierer zu 2K-Acryllacken und das aus gutem Grund: Mit etwas Vorbereitung lassen sich Ergebnisse erzielen, die sich vor Profi-Arbeiten nicht verstecken müssen. Ob Möbel, Fahrräder, Metallteile oder Gartenzubehör, wer sauber arbeitet und das Material richtig einsetzt, bekommt langlebige, hochwertige Beschichtungen hin. Und mit 2K-Spraydosen ist das 2K Acrylsystem noch deutlich Hobby freundlicher geworden.

  • Fahrräder, Möbel, Werkzeugkisten, Motorradtanks, Gartenelemente
  • In Spraydosen oder Kleingebinden erhältlich – ideal für Hobbylackierer, die mehr als nur „bunt“ wollen
  • Wichtig: Atemschutz und saubere Vorbereitung beachten!

2K-Acryllacke sind aus vielen Bereichen nicht wegzudenken, als Klarlack im Auto, als Farblack im Maschinenbau oder als langlebige Beschichtung im Hobbyprojekt. Die hohe Belastbarkeit und das Finish sprechen für sich. Wenn du’s richtig machst, hält’s auch richtig lange.

2K-Acryllack richtig verarbeiten – Mischungsverhältnis, Applikation und Aushärtung Schritt für Schritt

Ob als klassische Lack-Kombination aus Lackdose und Härter oder als moderne 2K-Spraydose mit integrierter Härterkartusche, bei der Verarbeitung von 2K-Acryllack kommt es auf sauberes Arbeiten, gutes Timing und die richtige Vorbereitung an.

Wichtig: Die folgenden Schritte geben dir einen allgemeinen Überblick. Für exakte Mischungsverhältnisse, Düsendruck, Schichtdicke und Ablüftzeiten gilt immer: Technisches Datenblatt (TDS) des Herstellers beachten!

1. Untergrund vorbereiten

Bevor der erste Sprühstoß aus der Pistole kommt, entscheidet sich schon, ob der Lack später hält oder nicht. Eine saubere, tragfähige Grundlage ist Pflicht. Denn: Eine schlechte Vorbereitung lässt auch den besten Lack nicht haften.

1.1 Zustand prüfen

  • Ist bereits Lack vorhanden? → Haftung testen: Klebeband-Test oder Anritzen
  • Rost, Blasen, Risse? → Komplett entfernen
  • Welches Material liegt vor? → Metall, Kunststoff, Holz, GfK etc. brauchen teils unterschiedliche Vorbehandlung

Tipp: Wenn du dir beim Untergrund nicht sicher bist, lieber mit einem Teststück oder an unauffälliger Stelle arbeiten.

1.2 Schleifen

  • Ziel: Griffige, gleichmäßige Oberfläche schaffen
  • Körnung:
    • P320-P400 für Füllerschliff oder Altlacke
    • P600-P800 für Zwischenschliff vor Klarlack
    • Immer trocken schleifen, außer das TDS erlaubt Nassschliff
  • Kanten und Ecken nur leicht anschleifen, um Durchschliff zu vermeiden

Tipp: Schleifvlies eignet sich super für Rundungen, schwer zugängliche Stellen und Kunststoffteile.

1.3 Reinigung

  • Schleifstaub gründlich entfernen (am besten mit Druckluft oder Staubbindetuch)
  • Danach mit Silikonentferner entfetten – nicht mit Spiritus oder Bremsenreiniger!

Wichtig:

  • Immer frisches, sauberes Tuch verwenden
  • Fläche nicht mehr mit bloßen Fingern berühren – Fettfinger = Haftungsprobleme

1.4 Grundieren / Füllern / Haftvermittler

Abhängig vom Untergrund:

MaterialEmpfehlung
Blankes MetallEpoxy- oder 2K-Acrylgrundierung
AluminiumSpezieller Alu-Haftvermittler
KunststoffKunststoffprimer oder -haftvermittler
Spachtelstellen2K-Füller als Isolierschicht
AltlackAnschleifen + Silikonentferner reicht oft aus (falls Altlackierung tragfähig)

Tipp: Zwischen den Schichten immer die Ablüftzeit aus dem Datenblatt beachten, denn sonst entstehen Lackierfehler.

1.5 Kontrolle vor dem Lackieren

  • Oberfläche gleichmäßig matt?
  • Frei von Staub, Fett, Silikon?
  • Temperatur im Raum >18 °C?
  • Schutzmaske bereit?

Erst wenn alles passt, kann’s mit dem Lackieren losgehen.

2. 2K-Acryllack vorbereiten – Literware oder Spraydose?

Egal ob du mit der Pistole arbeitest oder eine 2K-Spraydose nutzt: Vor dem ersten Sprühstoß muss das Material korrekt vorbereitet werden. Bei klassischen Lacksystemen bedeutet das: Mischen, bei Spraydosen: Aktivieren. In beiden Fällen beginnt ab diesem Moment der Countdown, die Verarbeitungszeit läuft.

2K-Acryllack anmischen (bei Literware)

Bei Lacken aus Dose oder Kanister ist die manuelle Mischung Pflicht – und zwar exakt. Ungenaue Verhältnisse führen zu Problemen bei der Aushärtung, Haftung oder beim Glanz.

So gehst du vor:

  • Lack und Härter im angegebenen Mischungsverhältnis ansetzen
    → meist 2:1, seltener 4:1 oder 3:1TDS checken!
  • Falls erforderlich: 5-10 % Verdünner zugeben
    → abhängig von Temperatur, Düsengröße, gewünschter Viskosität
    → bei hohen Temperaturen eher weniger Verdünner, sonst läuft’s
  • Alles gut vermengen und gründlich umrühren – keine Klümpchen, keine Trennung
  • 5-10 Minuten stehen lassen, damit das System vorreagieren kann

Topfzeit beachten:

  • Sobald Lack und Härter gemischt sind, beginnt die chemische Reaktion
  • Topfzeit = Zeitfenster, in dem der Lack noch verarbeitet werden kann
  • Danach ist der Lack geliert oder zäh
    → nicht mehr verwenden!

Nur so viel anmischen, wie du sicher verarbeiten kannst und keine Resteverwertung „auf gut Glück“.

3. Auftragen des 2K-Acryllacks – mit Pistole oder Spraydose

Jetzt kommt Farbe ins Spiel. Ob du mit der Pistole oder der Spraydose arbeitest: Bei der Applikation zählt eine ruhige Hand, ein bisschen Übung und vor allem das richtige Vorgehen. Ziel ist ein gleichmäßiger, verlaufender Lackfilm ohne Läufer, Nebel oder Strukturen. Und genau dafür brauchst du nicht nur die richtige Technik, sondern auch Geduld bei den Ablüftzeiten.

Auch hier gilt: Die folgenden Angaben sind allgemeine Richtwerte. Verbindlich ist immer das technische Datenblatt (TDS) des jeweiligen Produkts, denn dort findest du exakte Angaben zu Düsengröße, Druck, Ablüftzeiten und Schichtaufbau.

Bei Literware mit Lackierpistole:

Die klassische Variante für größere Flächen und präzise Kontrolle. Wer mit der Pistole arbeitet, kann Schichtstärke, Verlauf und Glanz gezielt steuern – braucht dafür aber ein bisschen Übung und die richtige Technik.

So gehst du vor:

  • Düsengröße:
    • 1,2-1,4 mm für Basislacke und Klarlacke
    • 1,6-2,0 mm (teils bis 2,2 mm) für 2K-Füller und dickschichtige Grundierungen
  • Druck: Meist 2,0-2,5 bar am Pistoleneingang
    → Am Besten mit Manometer direkt an der Pistole kontrollieren
  • Spritzgänge: 2-3 Kreuzgänge, leicht überlappend
    5-10 Minuten Ablüftzeit zwischen den Schichten einhalten
  • Pistolenführung:
    • Abstand zur Fläche: 15-20 cm, konstant halten
    • Immer in Bewegung sprühen – nicht im Stillstand losdrücken
    • Sprühstoß außerhalb der Fläche beginnen und beenden

Vor dem ersten echten Sprühgang immer einen Test auf Karton machen – Druck und Zerstäubung prüfen, ggf. nachjustieren.

4. Aushärtung

Sobald der Lack aufgetragen ist, heißt es: nicht anfassen – aushärten lassen! Denn egal wie gut du gearbeitet hast, ohne ausreichend Zeit zum Härten wird die Oberfläche weder belastbar noch beständig. Wie schnell das geht, hängt vom System, der Schichtdicke und der Umgebungstemperatur ab.

Richtwerte für die Aushärtung bei ca. 20 °C Raumtemperatur

Wie lange ein 2K-Acryllack zum Aushärten braucht, hängt von mehreren Faktoren ab: Vor allem von Temperatur, Luftzirkulation und Schichtdicke. Die folgende Tabelle gibt dir grobe Richtwerte für die Verarbeitung bei ca. 20 °C Raumtemperatur:

ZustandZeitpunktHinweis
Staubtrockenca. 20-30 MinutenOberfläche wirkt trocken, aber noch empfindlich
Grifffestca. 2-3 StundenVorsichtig berührbar, aber nicht stapelbar
Durchgehärtetca. 12-24 StundenVolle Belastbarkeit, jetzt schleif- & polierfähig
Ofentrocknungz. B. 60 °C / 30 MinutenNur wenn laut TDS erlaubt – verkürzt die Trocknungszeiten

Was beeinflusst die Aushärtung?

Damit der Lack zuverlässig durchhärtet, müssen ein paar Rahmenbedingungen stimmen. Diese Faktoren haben den größten Einfluss:

Temperatur

  • Ideal: 18-25 °C
  • Bei kühleren Bedingungen (<18 °C) läuft die chemische Reaktion langsamer ab
  • Unter ca. 10 °C besteht die Gefahr, dass der Lack gar nicht vollständig aushärtet

Wenn’s in der Werkstatt zu kalt ist, lieber Heizung an oder auf wärmeren Tag warten.

Luftfeuchtigkeit

  • Moderate Luftfeuchte (ca. 40-60 %) ist optimal
  • Zu feucht = Krater, Glanzprobleme
  • Zu trocken = Staub, matte Stellen

Niemals direkt nach dem Regenschauer in der Garage lackieren, lieber abwarten.

5. Finish

Wenn der Lack durchgehärtet ist, kannst du ihm den letzten Feinschliff verpassen. Und ganz ehrlich: Wer einmal einen sauber polierten 2K-Klarlack gesehen hat, weiß, dass da noch was geht. Glanz, Tiefe, Spiegelbild. Polieren gehört dazu.

Polieren

Nach dem Durchhärten ist Polieren der Schlüssel zu maximalem Glanz. Egal ob kleine Staubeinschlüsse, minimale Strukturen oder einfach das Extra an Tiefenwirkung, mit der richtigen Politur bringst du die Oberfläche zum Strahlen. Wichtig ist ein systematisches Vorgehen und das passende Material.

1. Vorschliff (falls nötig):
Wenn sich kleine Einschlüsse oder Unebenheiten zeigen, schleifst du zuerst leicht an, z. B. mit P1500 bis P3000, nass oder mit geeignetem Schleifpad. Dabei nur so viel wie nötig abtragen. Ziel ist eine gleichmäßige, matte Oberfläche ohne sichtbare Kratzer.

2. Politurwahl:
Verwende eine feine Schleifpolitur für frischen 2K-Klarlack. Sie entfernt die feinen Schleifspuren aus dem Vorschliff und sorgt für einen gleichmäßigen Verlauf. Für Neulackierungen reicht meist eine One-Step-Politur, ggf. mit Finish-Politur nacharbeiten.

3. Pad & Maschine:
Ein weiches Schaumstoffpad (z. B. Soft-Finish oder Medium) ist ideal. Bei der Maschine lieber mit niedriger Drehzahl anfangen (600-1000 U/min) und mit leichtem Druck arbeiten. Zu viel Hitze oder Druck kann frischen Lack stumpf machen.

4. Arbeitsweise:
Arbeite in kleinen Flächenabschnitten, überlappend und gleichmäßig. Lass die Politur ausarbeiten, bevor du sie mit einem sauberen Mikrofasertuch abnimmst. Ggf. zweiten Durchgang mit weniger Druck wiederholen.

Typische Fehler vermeiden:

  • Zu früh poliert
    → Glanzverlust, Schlieren oder Druckstellen
  • Zu grobes Pad oder zu hohe Drehzahl
    → Hologramme
  • Schmutzige Tücher
    → Mikrokratzer

Wichtig: Poliert wird nur auf vollständig ausgehärtetem Klarlack. Lieber einen Tag mehr warten, als dir das Finish zu ruinieren.

Versiegeln

Nach dem Polieren kommt der Schutz. Eine gute Versiegelung sorgt nicht nur für mehr Tiefenglanz und Abperlverhalten, sondern schützt den Lack auch langfristig vor UV-Strahlung, Schmutz, Insektenresten und Mikrokratzern.

Wann versiegeln?
Frühestens 24-48 Stunden nach dem Polieren, je nach Produkt und Raumtemperatur. Der Lack muss vollständig ausgehärtet und frei von Polierresten, Öl oder Staub sein. Sonst haftet die Versiegelung nicht richtig oder es entstehen Flecken.

Welche Produkte gibt’s?

  • Carnaubawachs:
    Klassisch, einfach aufzutragen, schöner Tiefenglanz.
    Muss regelmäßig erneuert werden (alle paar Monate), dafür unkompliziert in der Anwendung.
  • Polymer-Versiegelung:
    Moderner Lackschutz auf synthetischer Basis, deutlich haltbarer als Wachs.
    Gute Standzeit, einfacher Auftrag per Tuch oder Applikator.
  • Keramikversiegelung (SiO₂-basiert):
    Besonders hart, extrem lange haltbar (bis 1-2 Jahre).
    Höchste Schutzwirkung gegen Chemikalien, Waschstraßen und Witterung.
    Der Auftrag ist anspruchsvoller und sollte genau nach Anleitung erfolgen – ideal für erfahrene Anwender.

So gehst du vor:

  1. Lack kontrollieren – sauber, kühl, trocken, fettfrei
  2. Versiegelung nach Herstellerangabe auftragen – meist sparsam mit Applikator oder weichem Tuch
  3. Einwirken lassen, dann mit frischem Mikrofasertuch auspolieren
  4. Aushärtung beachten – bei manchen Produkten darf die Fläche 12-24 Stunden nicht nass werden

Achtung bei mattem Klarlack:
Nicht jede Versiegelung ist dafür geeignet! Viele Produkte erzeugen Glanz und das ist bei Mattlacken unerwünscht. Nur explizit freigegebene Mattlack-Versiegelungen verwenden.

Vorteile & Grenzen von 2K-Acryllack gegenüber 1K-Acryllacken

Sowohl 1K- als auch 2K-Acryllacke haben ihre Daseinsberechtigung, aber sie spielen in unterschiedlichen Ligen. Während 1K-Systeme vor allem durch einfache Verarbeitung punkten, geht’s bei 2K um Langlebigkeit, Widerstandskraft und professionelle Optik.

Hier siehst du die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick:

Vorteile von 2K-Acryllack

  • Hohe mechanische Belastbarkeit
    → Kratz-, stoß- und abriebfest – ideal für beanspruchte Oberflächen
  • Chemikalien- und Kraftstoffbeständig
    → Kein Aufquellen oder Anlösen bei Kontakt mit Öl, Benzin oder Reinigern
  • UV- und wetterfest
    → Kein Vergilben oder Auskreiden – auch bei langem Außeneinsatz
  • Exzellenter Glanz und Farbstabilität
    → Satter, gleichmäßiger Verlauf – klarer Vorteil für Showcars und Profiprojekte
  • Dauerhaft haltbar
    → Hält oft viele Jahre, ohne Nachlackieren oder Verblassen
  • Breites Anwendungsspektrum
    → Egal ob Fahrzeug, Maschine, Möbel oder DIY – überall, wo’s dauerhaft halten soll

Wann lohnt sich 2K und wann reicht 1K?

AnwendungUnsere Empfehlung
Fahrzeugklarlack, Reparaturlack2K
Maschinen, Werkzeuge, Outdoor-Teile2K
Innen-Deko, Bastelobjekte1K
DIY-Projekte mit Langlebigkeit2K
Einmalige Beschichtung, ohne Anspruch1K

Wenn du Wert auf Qualität, Beständigkeit und Profi-Finish legst, ist 2K-Acryllack erste Wahl. Für schnelle, unkomplizierte Anwendungen ohne große Belastung darf’s auch mal ein 1K sein, aber spätestens bei UV, Chemie oder Abrieb zeigt sich: Zwei Komponenten bringen einfach mehr.

Weitere Unterschiede findet ihr in dem Artikel: 1K und 2K Lacke: Unterschiede, Vorteile, Nachteile und Tipps für die Anwendung

Typische Fehler bei der Verarbeitung von 2K-Acryllacken & wie du sie vermeidest

2K-Acryllack ist kein Hexenwerk, aber ein paar Stolperfallen gibt’s, besonders beim ersten Mal. Die gute Nachricht: Viele Fehler lassen sich leicht vermeiden, wenn man weiß, worauf’s ankommt.

Falsches Mischungsverhältnis

  • Problem: Zu viel oder zu wenig Härter führt zu schlechter Aushärtung, Glanzverlust oder klebrigem Finish
  • Lösung: Immer genau nach TDS mischen – mit Messbecher oder -skala, nicht nach Gefühl

Topfzeit überschritten

  • Problem: Der Lack wird zäh oder klumpt – du sprühst eher Pudding als Lack
  • Lösung: Nur so viel anmischen, wie du in 30-60 Minuten verarbeiten kannst
  • Tipp für 2K-Spraydosen: Nach Aktivierung die Dose im Kühlschrank (nicht Gefrierfach!) lagern, um die Topfzeit leicht zu verlängern
    Keine offizielle Herstellerempfehlung, aber in der Praxis oft erfolgreich. Exakte Zeitangaben sind schwer möglich – lieber zügig verarbeiten!

Schlechte Untergrundvorbereitung

  • Problem: Der Lack haftet nicht richtig – es kommt zu Abblättern, Kratern oder Einschlüsse
  • Lösung: Fläche schleifen, gründlich entfetten und ggf. grundieren. Keine Fingerabdrücke, kein Staub, keine Silikone!

Falsche Umgebungstemperatur

  • Problem:
    Zu kalt = schlechte Aushärtung
    zu warm = Lack trocknet zu schnell, bevor er verlaufen kann
  • Lösung: Ideale Lackiertemperatur: 18-25 °C, nicht in direkter Sonne oder bei Zugluft arbeiten

Zu dicke Schichten oder zu kurze Ablüftzeiten

  • Problem: Läufer, Blasen, Orangenhaut
  • Lösung: Mehrere dünne Schichten sprühen, mit ausreichender Ablüftzeiten dazwischen

Unzureichender Arbeitsschutz

  • Problem: Isocyanate im Härter können Schleimhäute und Atemwege reizen
  • Lösung: Maske mit A2/P3-Filter tragen, gut belüften, möglichst mit Absaugung oder im Freien arbeiten

Viele Fehler entstehen nicht durch mangelndes Können, sondern durch Zeitdruck oder Ungeduld. Wer sorgfältig vorbereitet und sauber arbeitet, bekommt mit 2K-Acryllack ein starkes Ergebnis ohne Frust.

Wann ist der Einsatz von 2K-Acryllack sinnvoll?

2K-Acryllack ist kein Schnellschuss für zwischendurch, sondern ein Lacksystem für alle, die dauerhaft gute Ergebnisse wollen. Die Verarbeitung ist etwas aufwendiger, die Anforderungen an Vorbereitung, Mischtechnik und Schutzmaßnahmen sind höher, aber das Ergebnis spricht für sich.

Du solltest zu 2K-Acryllack greifen, wenn …

  • … der Lack richtig lange halten soll – draußen oder drinnen
  • … du eine kratz- und chemikalienbeständige Oberfläche brauchst
  • Glanz, Farbstabilität und Widerstandskraft für dich mehr zählen als „einfach nur Farbe drauf“
  • … du im Bereich Fahrzeug, Metall, Holz oder Maschinen arbeitest – egal ob privat oder beruflich

Und wann reicht ein 1K-System?

  • Wenn’s schnell und unkompliziert gehen soll
  • Bei dekorativen Projekten ohne Dauerbelastung
  • Für den Innenbereich oder temporäre Anwendungen

Wer öfter lackiert, dem empfehlen wir: 2K – es lohnt sich.
Ob mit Lackierpistole oder aus der 2K-Spraydose: Mit etwas Übung bekommst du Ergebnisse, die nicht nur besser aussehen, sondern auch jahrelang durchhalten.

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