Zum Inhalt springen

Wolkenbildung im Autolack: Ursachen, Vermeidung & Korrektur

Fleckiger Metallic-Lack? Das steckt dahinter und so vermeidest du es.

Bei der Verarbeitung von Effektlacken kann es vorkommen, dass das Endergebnis fleckig wird, obwohl alle Vorbereitungen sorgfältig getroffen wurden. Statt einer gleichmäßigen Oberfläche zeigen sich dann wolkige Stellen, die je nach Lichteinfall heller oder dunkler erscheinen. Dieses Phänomen, bekannt als Wolkenbildung, tritt häufig bei kritischen Farbtönen wie Silbermetallic auf.

Die Ursache hierfür ist oft nicht mangelndes Können, sondern eine nicht optimale Auftragstechnik. Diese Technik lässt sich jedoch erlernen. In diesem Artikel erklären wir die Ursachen für die Wolkenbildung und zeigen dir, wie du mit der korrekten Vorgehensweise und einem Effekt-Spritzgang ein gleichmäßiges Lackierergebnis erzielst.

Link wurde kopiert!

Was ist Wolkenbildung eigentlich genau?

Um das Problem besser zu verstehen, müssen wir kurz verstehen, was in einem Effektlack vor sich geht. Anders als bei einem Uni-Farbton schwimmen in einem Metallic- oder Perleffektlack unzählige winzige Effektpigmente. Das sind meist kleine Aluminium- oder Perlglanzplättchen, die wie mikroskopisch kleine Spiegel funktionieren.

Das Ziel bei der Lackierung ist, dass sich all diese winzigen Plättchen beim Trocknen des Lacks flach und gleichmäßig auf der Oberfläche ausrichten. Wenn sie alle schön parallel liegen, wird das Licht einheitlich reflektiert und wir sehen einen sauberen, gleichmäßigen Farbton.

Wolkenbildung ist im Grunde eine chaotische Anordnung dieser Pigmente. An den fleckigen, dunklen Stellen stehen die Plättchen quasi kreuz und quer oder sogar hochkant im Lackfilm. Dadurch wird das Licht unkontrolliert in alle Richtungen gestreut, anstatt sauber reflektiert zu werden. Das menschliche Auge nimmt diesen Unterschied in der Lichtreflexion dann als unschöne Wolke oder dunklen Streifen wahr.

Jetzt wo klar ist, was im Lack passiert, schauen wir uns die konkreten Ursachen an, die zu diesem Chaos führen.

Die Ursachen: Warum dein Metallic-Lack fleckig wird

Selten ist nur eine einzige Sache schuld an der Wolkenbildung. Meistens ist es ein Zusammenspiel aus Material, Werkzeug und deiner Technik. Aber wenn du die Hauptursachen für die Wolkenbildung im Autolack kennst, kannst du sie gezielt vermeiden.

Auf den Punkt gebracht, sind das die häufigsten Fehlerquellen:

  • Falsch eingestellte Viskosität: Das ist die Zähflüssigkeit deines Lacks. Ist der Lack zu dünn eingestellt, schwimmen die Effektpigmente zu lange und können sich unkontrolliert zusammenlagern. Ist er zu dick, können sie sich gar nicht erst richtig ausrichten und bleiben so liegen, wie sie auf die Oberfläche treffen. Beides führt zu Flecken.
  • Falsche Lackierpistolen-Einstellung: Der Druck und die Materialmenge sind entscheidend. Zu wenig Zerstäuberdruck erzeugt grobe Tropfen, in denen die Pigmente „schwimmen“. Zu viel Druck kann dazu führen, dass der Lack schon fast trocken ankommt und die Pigmente sofort „einfrieren“. Eine zu hoch eingestellte Materialmenge führt schnell zu nassen, überladenen Schichten, was Wolkenbildung begünstigen kann.
  • Fehler in der Applikationstechnik: Das ist die häufigste Ursache. Ein ungleichmäßiger Abstand zur Oberfläche, eine falsche Geschwindigkeit beim Führen der Pistole oder eine schlechte Überlappung der einzelnen Spritzbahnen führt oft zu Zonen mit unterschiedlicher Schichtdicke. Und wo mehr Lack ist, haben die Pigmente mehr Zeit, sich chaotisch anzuordnen.
  • Zu kurze Ablüftzeiten: Wenn du die nächste Schicht spritzt, bevor die darunterliegende ausreichend abgelüftet ist, lösen die neuen Lösemittel die alte Schicht wieder an. Die Pigmente, die sich vielleicht schon schön ausgerichtet hatten, bekommen eine zweite Chance zum Schwimmen und bilden neue Wolken.

Du siehst, es gibt ein paar Stellschrauben. Es ist jedoch möglich, jede einzelne davon zu kontrollieren. Wie genau das geht, zeige ich dir im nächsten Schritt.

Metallic wolkenfrei lackieren: Die richtige Technik Schritt für Schritt

Jetzt wird es praktisch. Um Wolkenbildung zu vermeiden, musst du den Lackiervorgang als ein System verstehen, in dem alle Rädchen ineinandergreifen. Wenn du die folgenden Schritte befolgst, überlässt du nichts dem Zufall und sorgst dafür, dass sich die Effektpigmente sauber ausrichten können.

1. Lack und Viskosität exakt einstellen Halte dich penibel genau an die Vorgaben im technischen Datenblatt deines Lacks. Mische Härter und Verdünnung exakt nach Angabe. Nutze dafür immer einen Messbecher. Eine Pi-mal-Daumen-Mischung ist bei Effektlacken kann schnell zu Problemen führen. Die Viskosität muss stimmen, damit der Lack weder zu schnell noch zu langsam anzieht.

2. Die Lackierpistole sauber abstimmen Dein Werkzeug ist entscheidend. Stelle den Eingangsdruck an der Pistole nach Herstellerangabe ein (meist um die 2,0 bis 2,2 Bar bei HVLP-Pistolen). Mache vor dem Lackieren immer einen Spritztest auf einem Stück Pappe. Das Spritzbild muss ein sauberes, gleichmäßiges Oval ergeben, ohne dass es in der Mitte oder an den Rändern „spuckt“ oder zu nass wird. Reguliere die Materialmenge so, dass du eine gute Kontrolle hast und nicht gezwungen bist, zu schnell zu lackieren.

3. Der Lackauftrag: Zwei Gänge plus Effekt Die richtige Applikation ist der Schlüssel. Wir lackieren den Basislack in der Regel in zwei normalen Spritzgängen und schließen mit dem entscheidenden dritten Gang ab.

  • Erster Spritzgang: Lackiere eine geschlossene, aber nicht zu nasse Schicht. Man nennt das auch einen „Klebegang“. Dieser Gang dient als Basis.
  • Zweiter Spritzgang: Nach der vorgeschriebenen Ablüftzeit folgt der zweite, „nasse“ Gang. Hier wird der Lack satt aufgetragen, sodass er schön verläuft. Bei vielen Uni-Lacken wärst du jetzt fertig, aber bei Metallic fängt hier die eigentliche Arbeit erst an.
  • Der Effekt-Spritzgang (Nebelgang): Das ist der wichtigste Schritt, um Metallic Lack wolkenfrei zu lackieren. Nachdem der zweite Gang kurz abgelüftet hat (er muss noch klebrig sein), veränderst du deine Technik:
    • Erhöhe den Abstand der Pistole zum Bauteil um etwa die Hälfte.
    • Reduziere die Materialmenge an der Pistole leicht.
    • Führe die Pistole nun mit etwas mehr Geschwindigkeit und einer Überlappung von ca. 75 % über das gesamte Bauteil. Du nebelst quasi eine hauchdünne, trockene Schicht auf den noch nassen Lack.

Dieser feine Sprühnebel legt sich auf den nassen Lackfilm und zwingt die an der Oberfläche schwimmenden Effektpigmente, sich flach und parallel auszurichten. Das ist der ganze Trick.

4. Ablüftzeiten unbedingt einhalten Geduld ist ein wichtiger Teil des Lackierprozesses. Gib jeder Schicht die Zeit zum Ablüften, die im Datenblatt steht. Erst wenn die Oberfläche matt und stumpf aussieht, darf die nächste Schicht oder der finale Klarlack folgen.

Mit dieser Technik erhöhst du deine Erfolgschchancen deutlich. Aber was kannst du tun, wenn du bereits Wolken im Lack bemerkst? Auch hier gibt es Möglichkeiten.

Lackierfehler Wolkenbildung: Was tun, wenn es schon passiert ist?

Der erste Gedanke ist oft Frust, aber atme tief durch. Eine wolkige Lackierung ist ärgerlich, aber in den meisten Fällen reparabel. Die Vorgehensweise hängt davon ab, in welchem Stadium du den Fehler bemerkst.

Szenario 1: Der Basislack ist noch nicht mit Klarlack überlackiert

Wenn du die Wolken direkt nach dem Auftrag des Basislacks siehst und dieser noch nicht komplett durchgetrocknet ist, hast du manchmal Glück. Du kannst versuchen, mit einem weiteren, sehr gut ausgeführten Effekt-Spritzgang die Pigmente neu auszurichten. Gehe dabei genau so vor, wie oben beschrieben: mehr Abstand, weniger Material und zügig einen trockenen Nebelgang über die gesamte Fläche legen. Manchmal reicht das schon, um das Schlimmste zu korrigieren. Wichtig: Versuche nicht, nass in nass zu arbeiten, wenn der Lack schon zu stark angezogen hat. Das macht es nur schlimmer.

Szenario 2: Der Lack ist trocken oder der Klarlack ist bereits aufgetragen

Das ist der häufigere und realistischere Fall. Hier gibt es leider keine schnelle Lösung mit einem Tuch oder Poliermittel. Die falsch ausgerichteten Pigmente sind im Lackfilm eingeschlossen und müssen durch einen neuen Lackauftrag korrigiert werden. Das bedeutet: anschleifen und neu lackieren. Aber mit der richtigen Vorgehensweise ist das eine sichere Sache.

Anleitung: Wolkenbildung im Lack beheben – der detaillierte Plan

  1. Vollständig trocknen lassen: Das ist der wichtigste erste Schritt. Gib dem Lack (und dem Klarlack, falls er schon drauf ist) ausreichend Zeit, komplett durchzuhärten. Das sind in der Regel mindestens 24 Stunden bei Raumtemperatur. Greifst du zu früh zum Schleifpapier, riskierst du, den noch weichen Lackfilm zu zerreißen oder aufzuquellen. Das Ergebnis wäre eine unbrauchbare Oberfläche. Also, Geduld haben!
  2. Vorsichtig und gleichmäßig anschleifen: Dein Ziel ist es, die Oberfläche ideal für die neue Lackschicht vorzubereiten. Das bedeutet, sie anzurauen, nicht den gesamten Lack abzutragen.
    • Werkzeug: Nutze ein feines Nassschleifpapier der Körnung P800 bis P1000 und einen weichen Schleifblock. Der Block verteilt den Druck gleichmäßig und verhindert, dass du mit den Fingern Riefen oder Dellen in die Fläche schleifst.
    • Technik: Schleife immer nass. Das Wasser bindet den Schleifstaub, kühlt die Oberfläche und sorgt für ein viel feineres, gleichmäßigeres Schliffbild. Führe den Block in kreuzenden Bewegungen über die gesamte Fläche, bis alles gleichmäßig matt aussieht.
    • Achtung an Kanten: Sei besonders vorsichtig an Kanten, Ecken und Sicken. Hier ist die Lackschicht am dünnsten und du schleifst schneller durch, als du denkst. Hier mit sehr wenig Druck arbeiten.
  3. Gründlich reinigen: Dieser Schritt ist nicht verhandelbar. Die Oberfläche muss absolut sauber sein. Jeder noch so kleine Rest von Schleifstaub oder ein unbemerkter Fingerabdruck kann zu Haftungsproblemen oder neuen Fehlern im Lack führen. Reinige die gesamte Fläche sorgfältig mit Silikonentferner und mehreren sauberen, fusselfreien Mikrofasertüchern. Lieber einmal zu viel als zu wenig wischen.
  4. Neu lackieren mit Plan: Sieh dies als deine zweite Chance. Gehe jetzt keine Kompromisse ein.
    • Vorbereitung: Maskiere alles Nötige erneut ab. Mache einen Spritztest auf einem Stück Pappe, um sicherzugehen, dass deine Pistoleneinstellung sitzt.
    • Auftrag: Lackiere die Fläche wie im vorherigen Kapitel beschrieben. Konzentriere dich auf eine saubere Technik: gleichmäßiger Abstand, konstante Geschwindigkeit und eine saubere Überlappung von 50 %.
    • Der entscheidende Effekt-Spritzgang: Am Ende ist dieser Nebelgang deine Versicherung gegen neue Wolken. Führe ihn sauber und gleichmäßig über die gesamte Fläche, um die Pigmente bestmöglich auszurichten.
  5. Klarlack auftragen: Wenn der Basislack diesmal sauber, gleichmäßig und wolkenfrei abgelüftet ist, versiegelst du deine Arbeit wie gewohnt mit zwei satten Schichten Klarlack.

Das ist zwar etwas Mehrarbeit, führt aber zu einem Ergebnis, mit dem du am Ende auch wirklich zufrieden bist. Um solche Rettungsaktionen in Zukunft zu vermeiden, habe ich noch ein paar Profi-Tipps für dich parat.

Tipps aus der Praxis: Worauf es wirklich ankommt

Die richtige Technik ist die Basis, aber mit ein paar Kniffen aus der Praxis kannst du deine Ergebnisse noch sicherer machen. Das sind die Details, auf die es ankommt:

  • Licht, Licht und noch mehr Licht: Sorge für eine exzellente Ausleuchtung deines Arbeitsplatzes. Am besten hast du nicht nur Licht von oben, sondern auch mobile Leuchten, mit denen du die Fläche aus verschiedenen, flachen Winkeln begutachten kannst. Nur so siehst du während des Lackierens, wie sich die Effektpigmente legen.
  • Betrachte das Ergebnis aus verschiedenen Winkeln: Bevor du den Klarlack aufträgst, nimm dir einen Moment Zeit. Gehe um das Bauteil herum und betrachte es aus ganz flachen Winkeln. Schau von links, von rechts, von oben und von unten. Wolken, die du aus der direkten Draufsicht vielleicht übersiehst, werden aus einem spitzen Winkel oft gnadenlos sichtbar.
  • Ein Probestück ist sehr hilfreich: Lackiere immer zuerst ein Testblech oder ein Stück Pappe mit der exakt gleichen Einstellung, die du auch für das Bauteil verwendest. So siehst du genau, wie sich der Lack verhält, ob die Farbe passt und ob deine Technik für diesen speziellen Lack funktioniert. Das ist die billigste Versicherung gegen eine doppelte Arbeit.
  • Silbermetallic verzeiht nichts: Sei dir bewusst, dass helle Silbertöne die „Königsdisziplin“ sind. Hier siehst du jeden noch so kleinen Fehler in der Ausrichtung der Pigmente. Wenn du Silber lackierst, sei doppelt so penibel bei der Vorbereitung, der Pistoleneinstellung und vor allem beim finalen Effektgang.
  • Gleichmäßigkeit ist Trumpf: Deine Bewegung muss flüssig und gleichmäßig sein. Vermeide es, in der Bewegung zu stoppen oder den Abstand zur Oberfläche zu verändern. Jeder Ruckler, jeder Moment des Zögerns kann sich als Fleck im Lackbild verewigen.

Mit diesen Tricks im Hinterkopf und der richtigen Technik bist du bestens gerüstet. Fassen wir zum Abschluss noch einmal das Wichtigste zusammen, damit du eine klare Übersicht hast.

Das Wichtigste auf den Punkt gebracht

Du siehst also, eine wolkenfreie Metallic-Lackierung ist kein Hexenwerk, sondern das Ergebnis einer sauberen und bewussten Technik. Wenn du die folgenden Punkte verinnerlichst, bist du auf dem besten Weg zu einem gleichmäßigen Ergebnis.

Die Kernpunkte im Überblick:

  • Die Ursache: Wolken sind nichts anderes als ungleichmäßig ausgerichtete Metallic- oder Effektpigmente im Basislack.
  • Die Technik: Der Schlüssel liegt in der Kombination aus nassen, deckenden Spritzgängen und einem abschließenden, trockenen Effekt-Spritzgang.
  • Der Effektgang: Mehr Abstand zur Fläche, etwas weniger Material und eine zügige, gleichmäßige Bewegung. Dieser Gang ist deine Rückversicherung für ein gleichmäßiges Finish.
  • Die Einstellung: Achte penibel auf die richtige Viskosität des Lacks, den korrekten Spritzdruck und eine saubere Pistoleneinstellung. Mache immer ein Probestück!
  • Die Rettung: Ist es doch passiert, heißt die Lösung: vollständig trocknen lassen, mit P800-P1000 nass anschleifen, gründlich reinigen und den Lackaufbau wiederholen.

Fazit: Trau dich ran!

Lass dich von Begriffen wie „schwierige Farben“ oder „Königsdisziplin“ nicht einschüchtern. Wolkenbildung ist ein rein technisches Problem und hat eine ebenso technische Lösung. Es geht darum, zu verstehen, wie die Effektpigmente im Lack arbeiten und wie du sie mit deiner Technik gezielt beeinflussen kannst.

Am Ende des Tages ist es eine Frage der Übung und der Sorgfalt. Nimm dir die Zeit für die Vorbereitung, sei konzentriert bei der Arbeit und vor allem: Hab keine Angst vor dem Effektgang. Er ist nicht dein Feind, sondern dein wichtigstes Werkzeug für eine bestmögliche Metallic-Lackierung. Jetzt hast du das Wissen, also ran an die Pistole und viel Erfolg bei deinem Projekt!

Weiter Lackierfehler findest du hier: Lackierfehler von A-Z: Erkennen, beheben & einfach vermeiden

Hol dir den Lackletter!

Der LuZ Lackletter bringt dir Tipps, Anleitungen und Produktempfehlungen direkt ins Postfach.

Wir senden keinen Spam! Deine Anmeldung wird erst nach Bestätigung per E-Mail wirksam (Double-Opt-In). Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert