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Kunstharzlack – Eigenschaften, Anwendungen & Verarbeitung

Kunstharzlack – solide Basis für viele Projekte

Kunstharzlacke sind echte Klassiker unter den Beschichtungsmaterialien. Seit Jahrzehnten bewährt, punkten sie vor allem durch einfache Verarbeitung, gute Haftung und einen satten Glanz. Auch wenn moderne 2K-Systeme und wasserbasierte Lacke heute oft im Rampenlicht stehen: Für viele Anwendungen lohnt sich der Griff zum Kunstharzlack noch immer, gerade wenn’s unkompliziert, robust und preislich passend sein soll.

Ob du ein Geländer im Garten streichen willst, Regale für die Werkstatt aufmöbelst oder Stahlteile im Handwerksbetrieb versiegeln musst – Kunstharzlacke sind dafür wie gemacht. Sie haften auf vielen Untergründen, lassen sich mit Pinsel, Rolle oder Lackierpistole auftragen und bringen ein recht widerstandsfähiges Finish mit. Besonders in Kombination mit einer Rostschutzgrundierung spielen sie ihre Stärken aus.

In diesem Artikel zeige ich dir, was Kunstharzlacke auszeichnet, für welche Projekte sie sich eignen und wie du sie am besten verarbeitest.

Kurzer Rückblick: Wie Kunstharzlack zum Allrounder wurde

Bevor es 2K-Systeme, Wasserlacke oder High-Solid-Produkte gab, war Kunstharzlack das Maß der Dinge. Seine Geschichte beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Entwicklung der sogenannten Alkydharze. Diese wurden erstmals in den 1920er-Jahren hergestellt, aus einer Kombination von Pflanzenölen und synthetischen Harzen. Das Ergebnis: ein Lack, der besser trocknet als klassische Ölfarbe, glatter verläuft und dabei auch noch belastbarer ist.

Ab den 1930ern kamen die ersten industriell gefertigten Kunstharzlacke, zunächst in der Möbel- und Metallbeschichtung, auf den Markt. Mit der Nachkriegszeit und dem Wirtschaftsboom der 1950er und 60er wurde Kunstharzlack dann zum echten Allroundmaterial: günstig, gut zu verarbeiten, in vielen Farben und Glanzgraden verfügbar und dabei mit wenig Equipment aufzubringen.

In der Praxis hieß das: Haus- und Hoftore, Anhänger, Heizkörper, Traktoren, Maschinen, Regale, Garagentüren – Überall kam Kunstharzlack zum Einsatz. Wer eine glatte, deckende, robuste Oberfläche wollte, griff zur Kunstharzdose, ob in der Werkstatt, auf der Baustelle oder in der Garage.

Mit der Zeit kamen neue Anforderungen: schnellere Verarbeitung, bessere Umweltverträglichkeit, höhere Beständigkeit gegen Chemikalien und UV-Strahlung. 2K-Systeme, Basislacke, wasserverdünnbare Lacke und Pulverbeschichtungen drängten Kunstharzlack zunehmend in den Hintergrund, vor allem in der Industrie.

Aber: Kunstharzlack ist nicht verschwunden. Im Gegenteil. Heute hat er eine klare Nische: Überall dort, wo es unkompliziert, wirtschaftlich und solide sein soll, ist er weiterhin gefragt. Im Handwerk, in der Instandhaltung, bei DIY-Projekten oder in kleinen Serien bleibt er beliebt, weil er einfach funktioniert. Ohne Topfzeit, ohne Härter, ohne großes Drama.

Eigenschaften: Was Kunstharzlacke ausmacht

Kunstharzlacke sind unkompliziert in der Anwendung und kommen ganz ohne Härter aus. Du rührst den Lack auf, stellst ihn bei Bedarf mit Kunstharzverdünnung ein und kannst direkt loslegen. Ob Pinsel, Rolle oder Lackierpistole: Die Verarbeitung gelingt auch ohne spezielles Profi-Equipment. Der Lack verläuft gut, zieht gleichmäßig an und verzeiht kleine Fehler.

Die Haftung auf typischen Untergründen wie Stahl, Zink, Aluminium oder Holz ist solide – vorausgesetzt, du bereitest die Fläche richtig vor: reinigen, entfetten, anschleifen, bei Bedarf grundieren.

Ein echtes Plus: Kunstharzlacke gibt’s in allen gängigen Glanzgraden von hochglänzend bis matt. Wichtig zu wissen: Die Glanzmessung erfolgt in sogenannten Glanzeinheiten (GE) bei einem Winkel von 60 Grad. Was im Kunstharzsystem als „matt“ gilt, liegt mit rund 20 GE deutlich höher als bei anderen Lacksystemen.

GlanzgradTypischer Messwert (60°)
Glänzendca. 90 GE
Seidenglänzendca. 60-70 GE
Halbglänzendca. 50 GE
Seidenmattca. 30 GE
Mattca. 20 GE

Mehr zu Glanzgraden findest du im Blogartikel:
Glanzgrad-Tabelle & Bedeutung – Von stumpfmatt bis hochglänzend

In Sachen Widerstandsfähigkeit bieten Kunstharzlacke einen soliden Schutz gegen Witterung, Kratzer, Abrieb und viele Chemikalien. Für stärker beanspruchte Flächen gibt es auch dickschichtige Varianten mit noch robusterer Oberfläche. Die Trocknungszeit ist systembedingt eher lang und je nach Temperatur und Luftfeuchte ist der Lack nach etwa 12-18 Stunden überlackierbar und nach 5-7 Tagen vollständig durchgehärtet. Dafür bekommst du eine lange offene Zeit beim Verarbeiten und ein schönes, gleichmäßiges Finish.

Wichtig: Kunstharzlacke sind lösemittelhaltig und sollten nur mit geeignetem Atemschutz (mindestens A2-Filter) verarbeitet werden. Unabhängig davon, ob du streichst oder sprühst. Außerdem gilt: nur in gut belüfteten Bereichen arbeiten und Handschuhe tragen.

Typen & Varianten – was es an Kunstharzlack gibt

Kunstharzlack ist nicht gleich Kunstharzlack. Je nach Anforderung gibt’s unterschiedliche Formulierungen. Mal für die schnelle Renovierung, mal für den rauen Alltag im Stahlbau. Hier die gängigsten Varianten im Überblick:

Grundierungen

Wenn du auf rohem Stahl, Eisen oder verzinktem Blech arbeitest, brauchst du eine Grundierung, denn sonst haftet der Decklack schlecht oder Rost kommt schneller zurück, als dir lieb ist. Kunstharzgrundierungen mit Zinkphosphat bieten aktiven Korrosionsschutz und verbessern die Haftung deutlich. Besonders bei geschliffenen oder gestrahlten Flächen sorgt die Grundierung dafür, dass der spätere Lackauftrag gleichmäßig und haltbar wird. Im Innenbereich kann auch ein einfacher Haftgrund reichen. Im Außenbereich oder bei hoher Belastung lieber zur Dickschicht-Variante greifen.

Decklacke

Die klassische Variante: Ein Kunstharzlack, der auf eine passende Grundierung folgt und für Farbe, Schutz und Oberfläche sorgt. Decklacke gibt’s in verschiedenen Glanzgraden, von matt bis glänzend, und lassen sich je nach Einstellung spritzen, rollen oder streichen. Sie kommen zum Einsatz auf Maschinen, Möbeln, Türen, Regalen, Toren, Geländern – also überall, wo du eine deckende, haltbare Lackierung brauchst, die nicht gleich chemisch hochbeständig sein muss.

Einschichtlacke

Einschichtsysteme enthalten bereits Rostschutzpigmente, du kannst sie also direkt auf blankem oder leicht angerautem Metall anwenden, ohne eine extra Grundierung. Das spart einen Arbeitsgang und ist besonders im Handwerk oder bei Reparaturen praktisch. Diese Lacke sind meist etwas fülliger eingestellt, damit sie genug Schutz aufbauen, und eignen sich gut für Bauteile wie Träger, Rahmen, Halterungen oder Container, die regelmäßig nachgebessert werden müssen.

Dickschichtlacke

Wenn der Lack ordentlich was abkönnen muss, mechanisch oder witterungsbedingt, greift man zu Dickschichtsystemen. Die lassen sich in größeren Schichtdicken auftragen, ohne dass’s gleich Läufer gibt. So erreichst du mit weniger Arbeitsgängen einen wirksamen Schutz. Eingesetzt werden solche Lacke z. B. bei Maschinengehäusen, Transportgestellen, Gehäusen oder schweren Stahlteilen. Wichtig: Schichtdicke im Blick behalten, sonst drohen Trocknungsprobleme.

Eisenglimmerlacke

Diese Speziallacke enthalten plättchenförmige Pigmente (Mica), die eine schützende, strukturierte Oberfläche erzeugen und optisch irgendwo zwischen Hammerschlag und Industrielook liegen. Der Effekt sieht nicht nur gut aus, sondern erhöht auch die Witterungsbeständigkeit. Eingesetzt wird das Ganze auf Stahlgeländern, Gittern, Treppen, Toren oder Metallfassaden, wo Optik und Schutz gleichermaßen gefragt sind.


Typische Kunstharzlack Anwendungen – wo der Lack gut passt

Kunstharzlacke sind keine Spezialprodukte für Extrembedingungen. Aber genau das ist ihre Stärke: Sie funktionieren zuverlässig dort, wo einfache, robuste Beschichtungen gefragt sind, ohne große Technik, ohne Schnickschnack. Sowohl im Heimwerkerbereich als auch im Handwerk gibt’s jede Menge Einsatzfelder, bei denen Kunstharzlack einfach Sinn macht.

Im DIY-Bereich: Einfach beschichten

Für viele Projekte rund ums Haus ist Kunstharzlack genau richtig. Er lässt sich mit Pinsel oder Rolle auftragen, muss nicht großartig mit Härtern oder Additiven angerührt werden und verzeiht auch mal einen nicht ganz perfekten Untergrund – vorausgesetzt, der ist sauber, angeschliffen und fettfrei.

Typische Einsatzbereiche:

  • Gartenmöbel aus Metall oder Holz
    Mit Kunstharzlack bringst du neuen Schutz und frische Farbe auf alte Stühle, Tische oder Bänke. Besonders robust wird’s mit vorheriger Grundierung auf Metall.
  • Zäune, Tore, Geländer
    Gerade bei schmiedeeisernen oder verzinkten Teilen ist eine solide Lackierung gefragt. Kunstharzlack haftet gut, schützt zuverlässig und lässt sich später relativ problemlos ausbessern.
  • Türen und Holzverkleidungen
    Ob Kellertür, Werkstattwand oder Carport: Kunstharzlack bietet eine widerstandsfähige Oberfläche, die Witterung und Gebrauchsspuren aushält.
  • Regale, Werkbänke, Werkzeugkästen
    Funktion vor Optik? Kunstharzlack reicht völlig aus, um Möbel im Keller oder in der Garage haltbar und abwischbar zu machen.

Kurz gesagt: Wenn du eine Fläche brauchst, die was abkann, aber keine industrielle Hochglanzoptik erfordert, ist Kunstharzlack im DIY-Bereich eine solide Wahl.

Im gewerblichen Bereich: Wenn’s unkompliziert sein muss

Auch im Handwerk und in der Industrie hat Kunstharzlack nach wie vor seine Berechtigung. Nicht jede Anwendung erfordert ein 2K-System. Kunstharzlacke lassen sich schnell verarbeiten, gut ausbessern und bieten in vielen Fällen ausreichend Schutz.

Typische Einsatzbereiche:

  • Maschinen und Geräte
    Gehäuse, Rahmen oder Abdeckungen, die regelmäßig beansprucht oder gereinigt werden. Kunstharzlacke bieten soliden Schutz gegen Witterung, Abrieb und gelegentlichen Kontakt mit Reinigern. Für dauerhaft öl- oder chemikalienbelastete Bereiche sind sie nicht geeignet.
  • Stahlbau und Konstruktionen
    Träger, Treppen, Geländer oder Gitter lassen sich gut mit Einschicht- oder Dickschichtlacken beschichten – besonders, wenn es schnell gehen muss oder die Verarbeitung direkt vor Ort stattfindet.
  • Transportgestelle, Schaltschränke, einfache Container
    In Lagerhallen oder geschützten Außenbereichen reicht ein Kunstharzlack oft aus. Für stark korrosive Bedingungen wie Küstennähe oder Streusalzeinfluss ist er aber nicht geeignet – da braucht’s 2K-Systeme.
  • Instandhaltung & Reparatur
    Wenn schnell ausgebessert oder überstrichen werden muss, sind 1K-Lacke ideal. Kein Anmischen, keine Topfzeit – aufrühren, auftragen, fertig.

Kunstharzlack Verarbeitung – damit’s hält und gut aussieht

Kunstharzlacke gelten als gutmütig und das zu Recht. Sie lassen sich mit Pinsel, Rolle oder Lackierpistole verarbeiten, verlaufen schön gleichmäßig und verzeihen kleinere Fehler. Aber: Ganz ohne Vorbereitung und Sorgfalt geht’s auch hier nicht.

Untergrundvorbereitung – ohne Haftung kein Halt

Bevor du überhaupt an den Lack denkst, muss der Untergrund stimmen. Denn selbst der beste Kunstharzlack kann nichts ausrichten, wenn er auf Schmutz, Rost oder alten, losen Anstrichen landet.

So gehst du vor:

  • Reinigen: Staub, Öl, Fett und Schmutz gründlich entfernen – mit Reinigungsmittel, Silikonentferner oder Entfetter.
  • Rost entfernen: Alles, was sich mit Schleifvlies, Bürste oder Schleifer entfernen lässt, muss runter. Nur lackieren, wenn kein aktiver Rost mehr da ist.
  • Altanstriche prüfen: Haftet der Altanstrich noch? Dann reicht ein gründlicher Anschliff. Blättert’s? Runter damit.
  • Anschleifen: Glatte Flächen aufrauen (Körnung P180 – P240), danach gründlich entstauben.
  • Grundieren: Auf rohem Stahl, Zink, Alu oder problematischen Flächen sorgt eine passende Grundierung für besseren Halt und Korrosionsschutz.

Aufrühren & Einstellen – gut gemischt ist halb gewonnen

Vor dem Lackieren unbedingt gründlich aufrühren, denn am Boden setzen sich Pigmente und Füllstoffe ab. Einfaches, kurzes Schütteln reicht nicht.

  • Rühren: Mit Rührstab, Mischstab oder bei größeren Mengen mit dem Rührwerk – gleichmäßig und ohne Klümpchen.
  • Verdünnung: Je nach Verarbeitungsart:
    • Pinsel/Rolle: meist unverdünnt oder max. 5-10 %
    • HVLP-Lackierpistole: 10-20 %, je nach Viskosität
  • Nur den passenden Verdünner verwenden! Falscher Verdünner = schlechte Haftung oder matte Stellen.
  • Nicht auf Vorrat anmischen: Auch, wenn Kunstharzlack sich recht lange lagern lässt, zieht er Luft und härtet langsam aus – lieber passend bestellen und frisch verarbeiten.

Auftrag per Pinsel, Rolle oder Lackierpistole – je nach Fläche und Anspruch

Pinsel: Für kleine Flächen, Profile oder Reparaturen. Mit Chinaborsten oder Kunstfasern zügig und gleichmäßig auftragen, aber nicht zu oft „nachziehen“.

Rolle: Für größere Flächen wie Türen, Verkleidungen oder Regale. Kurzflorige Schaum- oder Veloursrollen nutzen. Nicht totrollen – sonst ruinierst du den Verlauf.

Lackierpistole: Ideal für gleichmäßige, saubere Oberflächen. Düsengröße meist 1,3 – 1,8 mm. Auf Viskosität achten (ggf. DIN-Becher nutzen). Umgebung abdecken, Atemschutz tragen.

Grundregel: Nicht zu dick auftragen. Zwei dünne Schichten mit Zwischentrocknung sind fast immer besser als eine dicke, die läuft oder schlecht durchtrocknet.

Trocknung & Überarbeitung – mit Geduld zum guten Ergebnis

Kunstharzlacke härten durch Sauerstoffaufnahme und das braucht Zeit. Je nach Lacktyp, Temperatur und Schichtdicke kann es Stunden bis Tage dauern, bis die Oberfläche vollständig durchgehärtet ist.

  • Trocknungsphasen: staubtrocken (mehrere Stunden), überlackierbar (12-24  Stunden), durchgetrocknet (48 Stunden und mehr)
  • Einflussfaktoren: Temperatur, Luftfeuchte, Luftzirkulation
  • Zwischenschliff: nur auf durchgetrocknetem Lack, mit feinem Schleifpapier (z. B. K280)
  • Achtung bei dicken Schichten: außen hart und innen weich – führt zu Rissen oder Druckstellen

Wichtig: Die genauen Zeiten findest du im technischen Datenblatt des jeweiligen Lacks.

Werkzeug reinigen & Kunstharzlack lagern

Wer Kunstharzlack sauber verarbeiten will, muss sein Werkzeug auch pflegen. Eingetrockneter Lack in Pinsel oder Pistole ist nicht nur ärgerlich, sondern meist irreparabel. Auch bei angebrochenen Dosen gilt: Richtig lagern, sonst ist das Material beim nächsten Einsatz unbrauchbar.

Werkzeuge reinigen – direkt nach dem Lackieren

Kunstharzlacke härten langsam, aber wenn sie einmal angezogen haben, bekommst du Pinsel, Rolle oder Pistole kaum noch sauber. Deshalb: sofort nach dem Auftrag reinigen, bevor der Lack antrocknet.

So gehst du vor:

  • Pinsel und Rollen in Kunstharzverdünnung gründlich auswaschen – am besten in zwei Runden: erst grob, dann sauber nachspülen.
  • Lackierpistolen mit passender Verdünnung durchspülen, inklusive Düse, Becher und Kanäle. Rückstände verkleben sonst das ganze System.
  • Lappen und Tücher nicht offen liegen lassen – luftdicht in einen Metallbehälter oder ausgebreitet trocknen lassen. Achtung: Selbstentzündungsgefahr!

Lack richtig lagern – damit’s beim nächsten Mal passt

Kunstharzlacke sind lange haltbar – wenn du sie richtig lagerst. Luftdicht, kühl und frostfrei sind hier die drei Zauberworte.

Darauf solltest du achten:

  • Gebinde immer gut verschließen, damit kein Sauerstoff dazukommt.
  • Vor dem nächsten Einsatz gründlich aufrühren, denn Pigmente und Füllstoffe setzen sich am Boden ab.
  • Angerührte oder verdünnte Lacke nur verwenden, wenn sie noch glatt, geruchsneutral und klumpenfrei sind.

Wenn du das beachtest, kannst du angebrochene Lackdosen oft problemlos weiterverwenden und das spart Material, Geld und Zeit.

Spezialfälle – wo Kunstharzlack mehr kann als gedacht

Neben den klassischen Anwendungen gibt es Einsatzbereiche, in denen Kunstharzlacke besonders praktisch oder leistungsfähig sind. Vorausgesetzt, man kennt ihre Stärken und ihre Grenzen. Hier ein paar typische Spezialfälle:

Einschichtsysteme mit Rostschutz

Einige Kunstharzlacke enthalten bereits aktive Korrosionsschutzpigmente. Sie lassen sich direkt auf blankem oder leicht angerautem Metall verarbeiten, ohne separate Grundierung. Das spart Zeit, gerade bei Instandhaltungsarbeiten oder bei Stahlteilen, die regelmäßig überarbeitet werden müssen. Wichtig: Der Untergrund muss trotzdem sauber, trocken und rostfrei sein.

Dickschichtlacke

Für Bauteile mit höherer mechanischer oder witterungsbedingter Belastung gibt es Lacke, die höhere Schichtdicken ermöglichen. So lassen sich mit einem Auftrag 100-150 µm erreichen, ohne dass Läufer entstehen. Typisch eingesetzt bei Maschinenrahmen, Trägern, Transportgestellen oder Containerkomponenten. Der Vorteil: weniger Arbeitsschritte, mehr Schutz, allerdings auch längere Trocknungszeiten.

Eisenglimmerlacke

Diese Speziallacke enthalten plättchenförmige Effektpigmente (Mica), die nicht nur für eine strukturierte, metallisch schimmernde Oberfläche sorgen, sondern auch die Witterungsbeständigkeit verbessern. Die Pigmente wirken wie kleine Schilde im Lackfilm und erschweren das Eindringen von Wasser. Eingesetzt z. B. bei Geländern, Treppen, Toren oder Fassadenteilen, wo Optik und Funktion zusammenkommen.

Elektrostatische Verarbeitung

Einige Kunstharzlacke sind für elektrostatische Spritzapplikation freigegeben. In Metallbau oder Serienfertigung ist das besonders effizient, denn der Lack haftet durch Aufladung gezielt am Bauteil, Materialverluste werden reduziert. Voraussetzung: die Lackformulierung muss dafür geeignet sein, was du dem technischen Datenblatt entnehmen kannst.

Typische Fehler und wie du sie vermeidest

Kunstharzlacke verzeihen einiges, aber nicht alles. Wer unvorbereitet loslegt oder sich nicht an die Grundlagen hält, riskiert schlechte Haftung, lange Trocknungszeiten oder ein ungleichmäßiges Finish. Hier die häufigsten Fehler und wie du sie dir sparst:

Unzureichende Untergrundvorbereitung

Fett, Rost oder Staub sorgen für Ablösungen, selbst wenn der Lack gut haftet, nur eben nicht dauerhaft.
Lösung: Immer reinigen, schleifen, ggf. grundieren. Sauberkeit ist die halbe Miete.

Falscher Verdünner

„Wird schon passen“ funktioniert hier nicht. Der falsche Verdünner kann die Haftung ruinieren oder den Lack matt machen.
Lösung: Nur die im Datenblatt empfohlenen Verdünner verwenden. Keine Eigenversuche.

Zu dicker Auftrag

Läufer, Rissbildung, ewige Trocknung – das ist oft die Folge von zu viel Lack auf einmal.
Lösung: Zwei dünne Schichten sind besser als eine dicke. Zwischentrocknung einhalten.

Schlechte Trocknungsbedingungen

Feuchte Luft, kalte Räume oder schlechte Belüftung führen zu Glanzverlust und klebrigen Flächen.
Lösung: Lackieren bei ca. 18-22 °C, gut belüftet, aber ohne Zugluft.

Zu früh überlackiert oder belastet

Der Lack sieht trocken aus, ist es aber noch nicht und dann entstehen Druckstellen oder Glanzfehler.
Lösung: Trocknungszeiten aus dem Datenblatt beachten und im Zweifel länger warten.

Unzureichendes Aufrühren

Wenn sich Pigmente und Füllstoffe am Boden sammeln und nicht vollständig eingerührt werden, leidet die Deckkraft oder der Glanz.
Lösung: Gründlich aufrühren – vor jedem Lackiergang.

Falscher Aufbau auf Altbeschichtungen

Kunstharzlack auf frischem 2K-Lack? Kann schiefgehen. Umgekehrt sowieso.
Lösung: Kompatibilität prüfen, Testfläche machen, Altanstriche anschleifen.

Schlecht gelagerter oder überalterter Lack

Offene, schlecht verschlossene oder eingefrorene Dosen führen zu Klumpen, Hautbildung oder unbrauchbarem Material.
Lösung: Lack kühl, trocken und luftdicht lagern. Vor Gebrauch prüfen, gut aufrühren und im Zweifel lieber nicht mehr verwenden.

Kunstharzlack im Überblick

Kunstharzlacke sind keine Hightech-Lösungen und genau das macht sie stark. Sie gehören zu den zuverlässigsten Beschichtungssystemen, wenn es um solide, alltagstaugliche Anwendungen geht. Egal ob im Heimwerkerkeller, auf der Baustelle oder in der Instandhaltung: Wer weiß, worauf’s ankommt, bekommt mit Kunstharzlack ordentliche, haltbare Ergebnisse, ohne komplizierte Technik.

Was Kunstharzlack besonders macht:

  • Einfache 1K-Verarbeitung ohne Härter oder Mischfehler
  • Vielseitige Einsatzbereiche von Holz bis Stahl, von Möbel bis Maschine
  • Verarbeitung mit Pinsel, Rolle oder HVLP-Pistole möglich
  • Gute Witterungs- und Abriebbeständigkeit bei richtiger Anwendung
  • Große Auswahl an Glanzgraden und Spezialvarianten (z. B. Einschicht-, Dickschicht- oder Eisenglimmerlacke)
  • Ausbesserbar auch nach längerer Zeit – ideal für Reparaturen

Aber auch klar:

  • Lange Trocknungszeit – Geduld ist Pflicht
  • Lösemittelhaltig – Verarbeitung nur mit Atemschutz und in gut belüfteter Umgebung
  • Begrenzte UV- und Chemikalienbeständigkeit – für extreme Bedingungen sind 2K-Systeme die bessere Wahl
  • Nicht mit allen Untergründen und Altanstrichen kompatibel – Vorbereitung ist entscheidend

Für wen ist Kunstharzlack die richtige Wahl?

  • Für Heimwerker*innen, die ein stabiles Ergebnis mit überschaubarem Aufwand wollen
  • Für Handwerker*innen, die funktionale, ausbesserbare Lackierungen brauchen
  • Für alle, die mit klassischen Methoden arbeiten und kein System mit aufwendiger Technik suchen

Wenn’s praktisch, bezahlbar und bewährt sein soll, ist Kunstharzlack immer noch eine richtig gute Option.

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