Warum der richtige Augenschutz beim Lackieren unverzichtbar ist
Wenn es um die persönliche Schutzausrüstung (PSA) beim Lackieren geht, steht die Atemschutzmaske meist im Vordergrund. Das ist wichtig, aber der Schutz der Augen wird dabei oft vergessen oder nur halbherzig umgesetzt. Dabei sind die Gefahren für deine Augen im Lackierprozess real und vielfältig. Von feinem Schleifstaub über aggressive Lösemittelspritzer bis hin zu kriechenden Dämpfen, deine Augen sind ständig Risiken ausgesetzt. Ein unpassender oder fehlender Augenschutz kann im schlimmsten Fall ernste Folgen haben. Dieser Artikel dient als Leitfaden, um die Gefahren in jeder Arbeitsphase zu verstehen und dir zu zeigen, wie du den passenden Schutz für deine Augen findest.
Inhaltsverzeichnis

Die unsichtbare Gefahr: Risiken für das Auge im Lackierprozess
Um den passenden Schutz zu wählen, musst du zuerst die spezifischen Gefahren in jedem Arbeitsschritt kennen. Der Lackierprozess ist keine einzelne Tätigkeit, sondern eine Abfolge von Phasen mit sehr unterschiedlichen Risiken für deine Augen.
Phase 1 (Vorbereitung): Mechanische Gefahren durch Staub und Splitter
Bevor du überhaupt zur Lackpistole greifst, beginnt die Vorbereitung. Beim Schleifen von Spachtelmasse oder dem Entfernen von altem Lack entstehen große Mengen an Staub. Diese feinen Partikel können leicht ins Auge gelangen und dort Reizungen oder kleine Verletzungen verursachen. Beim Zuschneiden von Materialien oder bei groben Arbeiten können sogar kleine Splitter mit hoher Geschwindigkeit durch die Gegend fliegen. Eine robuste Brille ist schon beim Schleifen unerlässlich, um die Augen vor diesen mechanischen Einwirkungen zu schützen.
Phase 2 (Mischen & Reinigen): Chemische Gefahren durch Spritzer
Diese Phase ist besonders kritisch. Beim Anmischen von Lacken, Härtern oder beim Hantieren mit Verdünnungen und Reinigern arbeitest du mit aggressiven Chemikalien. Ein unachtsamer Moment, ein kleiner Spritzer beim Umfüllen, und hochreaktive Substanzen können ins Auge gelangen. Die Folgen reichen von starken Reizungen bis hin zu ernsthaften chemischen Verletzungen der Hornhaut. Lösemittel und Härter sind hier die Hauptgegner.
Phase 3 (Applikation): Die komplexe Gefahr durch Aerosole und Dämpfe
Während des eigentlichen Lackierens wird es komplex. Du bist nicht nur einer Gefahr ausgesetzt, sondern mehreren gleichzeitig. Beim Zerstäuben des Lacks entsteht feiner Lack- und Sprühnebel, welcher sich als Aerosol im Raum verteilt und sich auf deinen Augen legen kann. Gleichzeitig gasen flüchtige Lösemittel aus. Diese Dämpfe sind oft unsichtbar, füllen aber den Raum und können den Augenraum unterwandern, selbst wenn du keinen direkten Spritzer abbekommst. Deine Schutzausrüstung muss hier also nicht nur Partikel abhalten, sondern auch einen Schutz gegen diese feinen Nebel und unsichtbaren Lösemitteldämpfe bieten.
Da die Gefahren so unterschiedlich sind, ist es logisch, dass nicht jede Brille für jeden Schritt geeignet ist. Schauen wir uns also die grundlegenden Schutztypen an.
Die Grundtypen des Augenschutzes: Ein Überblick
Je nach Gefahr kommen unterschiedliche Schutzsysteme infrage. Die einfache „Sonnenbrille“ reicht hier natürlich nicht aus, aber auch innerhalb der professionellen PSA gibt es große Unterschiede.
Gestellbrillen (Bügelbrillen): Wann sind sie ausreichend?
Eine Gestellbrille ist der Klassiker, den die meisten als „Schutzbrille“ kennen. Sie hat Bügel und meist einen seitlichen Schutz. Für mechanische Arbeiten, wie das Schleifen von Lack in der Vorbereitungsphase, kann sie eine Grundsicherheit gegen Staub bieten. Sobald es aber um Spritzer oder Dämpfe geht, ist sie ungeeignet. Ihr fehlt die notwendige Abdichtung; Flüssigkeiten und Gase können leicht von den Seiten, oben oder unten an das Auge gelangen.
Korbbrillen (Vollsichtbrillen): Der Standard für Lackierarbeiten
Hier kommen wir der Sache näher. Eine Korbbrille, oft auch als Vollsichtbrille bezeichnet, umschließt den gesamten Augenbereich und dichtet mit einer flexiblen Auflage am Gesicht ab. Sie wird mit einem Kopfband statt mit Bügeln gehalten. Diese Bauart ist der etablierte Augenschutz für Lackierarbeiten, da sie einen Rundumschutz bietet, den eine Bügelbrille nicht leisten kann. Wenn Lackierer eine Schutzbrille suchen, ist die Korbbrille meist die richtige Wahl.
Gesichtsschutzschilde: Zusatzschutz, aber kein Ersatz
Ein Gesichtsschild schützt das gesamte Gesicht vor frontalen Spritzern, was besonders beim Reinigen oder Umfüllen nützlich sein kann. Er ersetzt jedoch niemals eine abdichtende Schutzbrille. Dämpfe, Aerosole und Spritzer können immer noch von unten oder den Seiten hinter das Schild gelangen. Sie sind ein sinnvoller Zusatzschutz über einer Korbbrille, aber kein eigenständiger Augenschutz gegen chemische Gefahren.
Innerhalb der Korbbrillen gibt es aber eine entscheidende Unterscheidung, die für Lackierer den Unterschied zwischen Sicherheit und Scheinsicherheit ausmacht.
Der entscheidende Unterschied: Belüftete vs. gasdichte Korbbrillen
Du hast dich also für eine Korbbrille entschieden. Jetzt kommt die wichtigste Weichenstellung: die Belüftung. Die Art der Belüftung entscheidet darüber, wogegen die Brille wirklich schützt und wie anfällig sie für das Beschlagen ist.
Indirekte Belüftung (Schutz vor Staub & Spritzern)
Viele Korbbrillen haben „indirekte“ Belüftungsschlitze. Das bedeutet, die Öffnungen sind so konstruiert (oft wie ein kleines Labyrinth), dass Luft zirkulieren kann, aber direkte Spritzer oder grober Staub nicht eindringen können. Diese Brillen sind ein guter Kompromiss für Arbeiten mit starker Staubentwicklung (Schleifen), wo Spritzerschutz gefragt ist. Gegen feine Gase und Dämpfe bieten sie jedoch keinen ausreichenden Schutz, da diese mit der Luftzirkulation an das Auge gelangen können.
Unbelüftet / Gasdicht (Schutz vor Dämpfen & Nebel)
Für das eigentliche Lackieren brauchst du einen höheren Schutz. Hier kommen unbelüftete oder als „gasdicht“ gekennzeichnete Schutzbrillen ins Spiel. Sie dichten den Augenraum hermetisch ab. Das ist der einzige Weg, um deine Augen zuverlässig vor dem Eindringen von feinem Lacknebel und Sprühnebel zu bewahren. Noch wichtiger ist der Schutz gegen kriechende Lösemitteldämpfe. Diese Brillen bieten den höchsten Schutzgrad, neigen aber systembedingt am stärksten zum Beschlagen, da keine Luft zirkuliert.
Die Wahl der Belüftung ist also getroffen. Aber was ist mit dem Material der Scheibe selbst? Das schauen wir uns jetzt an.
Materialkunde: Warum die Scheibe den Unterschied macht
Neben der Bauart ist das Scheibenmaterial der zweite entscheidende Faktor. Hier stehen sich meist zwei Kunststoffe gegenüber, die völlig unterschiedliche Stärken und Schwächen haben. Die Frage, ob eine Schutzbrille aus Polycarbonat oder Acetat besser ist, hängt daher direkt von deinem Arbeitsschritt ab.
Polycarbonat (PC): Der Meister der Stoßfestigkeit
Polycarbonat ist extrem robust und schlagzäh. Wenn es um reinen mechanischen Schutz geht, ist es die erste Wahl. Für die Vorbereitungsphase, also wenn du eine Schutzbrille für das Schleifen oder Spachteln suchst, ist eine Polycarbonat-Brille ideal. Sie hält Stößen durch Splitter oder Partikel stand. Ihre große Schwäche ist jedoch die mangelnde chemische Beständigkeit. Lösemittel können Polycarbonat angreifen, es eintrüben oder spröde machen.
Acetat (AC): Der Experte für Chemikalienresistenz
Acetat ist das genaue Gegenteil. Es ist deutlich weicher und mechanisch nicht so robust wie Polycarbonat, aber es glänzt bei der Chemikalienbeständigkeit. Wenn du eine Schutzbrille gegen Lösemitteldämpfe oder für den Umgang mit Härtern und Reinigern suchst, ist Acetat das Material der Wahl. Es hält den aggressiven Dämpfen und Spritzern stand, ohne einzutrüben. Für das eigentliche Lackieren ist eine chemikalienbeständige Schutzbrille aus Acetat daher oft die sicherere Lösung.
Das beste Material nützt aber wenig, wenn du nichts siehst. Deshalb sind die Veredelungen der Scheibe mindestens genauso wichtig.
Beschichtungen: Die unsichtbaren Helfer für klare Sicht
Eine gute Scheibe aus dem richtigen Material ist nur die halbe Miete. Damit du dauerhaft gut und sicher arbeiten kannst, sind spezielle Veredelungen (Coatings) auf der Scheibe unerlässlich. Diese Helfer werden oft auf der Scheibe durch bestimmte Buchstaben gekennzeichnet.
Antikratz-Beschichtung (Kennzeichnung K)
Besonders Polycarbonat ist von Natur aus relativ weich und zerkratzt leicht. Eine hochwertige Antikratz-Beschichtung (oft als Hartschicht bezeichnet) macht die Außenseite der Scheibe widerstandsfähiger gegen mechanischen Abrieb. Das sorgt für eine längere Lebensdauer und eine langanhaltende klare Sicht. Suchst du nach dieser Eigenschaft, achte auf die Kennzeichnung „K“ auf der Scheibe.
Antibeschlag-Beschichtung (Kennzeichnung N)
Das ist vielleicht der wichtigste Punkt für die Akzeptanz einer Schutzbrille. Nichts ist störender, als wenn die Schutzbrille beim Lackieren beschlägt. Eine spezielle Antibeschlag-Beschichtung (Kennzeichnung „N“) auf der Scheibeninnenseite verhindert, dass sich Kondenswasser als Nebel niederschlägt. Eine gute Antibeschlag Schutzbrille ist Gold wert, besonders bei gasdichten Korbbrillen (wo keine Luft zirkuliert) und wenn du sie zusammen mit einer Atemschutzmaske trägst.
Diese Kennzeichnungen wie K und N sind Teil einer wichtigen Norm, die dir hilft, Schutzbrillen objektiv zu vergleichen.
Die EN 166 Norm verstehen: Das „Typenschild“ für Augenschutz
Wenn du eine Schutzbrille kaufst, ist sie voller kleiner Zahlen und Buchstaben. Das ist kein Zufall, sondern die Kennzeichnung nach der europäischen Norm EN 166. Viele fragen sich, was bedeutet das „EN 166″auf der Schutzbrille eigentlich? Sie ist quasi das technische Datenblatt deiner Brille und verrät dir genau, was sie kann und wofür sie zugelassen ist.
Optische Klasse 1: Ein Muss für präzises Arbeiten
Die wichtigste Ziffer auf der Scheibe ist oft die „1“. Das steht für die optische Klasse. Klasse 1 bedeutet, die Scheibe ist für den Dauereinsatz geeignet und hat eine sehr hohe Abbildungsqualität, fast ohne Verzerrungen. Beim Lackieren, wo es auf eine genaue Beurteilung der Oberfläche ankommt, ist das unerlässlich.
| Klasse | Bedeutung | Empfohlene Tragedauer |
|---|---|---|
| 1 | Besonders hohe Güte | Für Dauerarbeiten geeignet (keine Verzerrung) |
| 2 | Mittlere Güte | Für gelegentlichen Gebrauch geeignet |
| 3 | Geringe Güte | Nur für kurzzeitigen Gebrauch / Notfälle (nicht für Dauergebrauch) |
Mechanische Festigkeit (S, F, B, A)
Diese Buchstaben geben die Stoßfestigkeit an. „F“ ist der Standard für Bügelbrillen (hält einer kleinen Stahlkugel bei niedriger Geschwindigkeit stand), während „B“ typisch für Korbbrillen ist und Schutz bei mittlerer Energie bietet. Das ist relevant, wenn du zum Beispiel eine schutzbrille für lack schleifen suchst, bei der Partikel wegfliegen können.
| Kennzeichen | Bedeutung | Geschwindigkeit / Temperatur (ca.) | Anwendungsbeispiel |
|---|---|---|---|
| Ohne | Mindestfestigkeit | 12 m/s | Einfache mechanische Risiken |
| S | Erhöhte Festigkeit | 12 m/s | Schutz gegen fallende Gegenstände |
| F | Stoß mit geringer Energie | 45 m/s | Leichte Montagearbeiten, Drehen, Fräsen |
| B | Stoß mit mittlerer Energie | 120 m/s | Schwere Arbeiten (nur Vollsichtbrillen/Visiere) |
| A | Stoß mit hoher Energie | 190 m/s | Extremer Schutz (nur Gesichtsschutzschilde) |
| T | Schutz bei extremen Temperaturen | -5°C bis +55°C | Wird als Zusatz verwendet (z.B. FT, BT) |
Die wichtigsten Verwendungsbereiche: 3, 4 und 5 entschlüsselt
Das ist der entscheidendste Teil der Kennzeichnung auf dem Rahmen der Brille. Diese Zahlen sagen dir, wogegen die Brille abdichtet.
- Kennzeichnung 3: Schutz gegen Flüssigkeiten (Tropfen und Spritzer). Das ist dein Mindestschutz beim Mischen von Lacken und ein Basisschutz gegen den groben Sprühnebel.
- Kennzeichnung 4: Schutz gegen Grobstaub (größer als 5 Mikrometer). Wichtig für Schleifarbeiten.
- Kennzeichnung 5: Schutz gegen Gase und Feinstaub (kleiner als 5 Mikrometer). Das ist die „gasdichte“ Kategorie. Sie ist zwingend erforderlich, wenn du eine schutzbrille gegen lösemitteldämpfe oder den feinen Lacknebel beim Spritzen brauchst.
Eine Brille kann auch kombinierte Zulassungen haben. Die schutzbrille kennzeichnung 3 5 ist oft die beste Wahl für Lackierer: Sie schützt vor Spritzern (3) und vor Gasen/Dämpfen (5).
| Ziffer | Schutz gegen | Beschreibung |
|---|---|---|
| 3 | Flüssigkeiten | Tropfen und Spritzer |
| 4 | Grobstaub | Staubpartikel > 5 μm |
| 5 | Gas und Feinstaub | Gase, Dämpfe, Rauch, Nebel und Staub < 5 μm |
| 8 | Störlichtbogen | Schutz bei elektrischen Kurzschlüssen |
| 9 | Schmelzmetall & heiße Festkörper | Spritzer von geschmolzenem Metall und Durchdringen heißer Festkörper |
Mit diesem Wissen können wir jetzt die Puzzleteile zusammensetzen und eine klare Matrix erstellen, welche Brille du für welchen Arbeitsschritt brauchst.
Auswahl-Matrix: Der richtige Augenschutz für jede Arbeitsphase
Du siehst: Es gibt nicht die eine Brille für alles. Die Schutzbrille muss zur jeweiligen Aufgabe passen. Hier sind klare Empfehlungen, basierend auf den typischen Phasen bei Lackierarbeiten.
Empfehlung für Phase 1: Vorbereitung (Schleifen, Spachteln)
- Gefahr: Mechanisch (Staub, Splitter).
- Lösung: Hier brauchst du eine Schutzbrille fürs Schleifen. Eine indirekt belüftete Korbbrille (Schutz vor Staub, EN 166 Kennzeichnung 4) mit einer stoßfesten Polycarbonat-Scheibe (Kennzeichnung B) ist ideal. Eine Bügelbrille (Kennzeichnung F) ist das Minimum, dichtet aber nicht so gut ab.
Empfehlung für Phase 2: Mischen und Reinigen
- Gefahr: Chemische Spritzer (Lösemittel, Härter).
- Lösung: Sobald du mit Flüssigkeiten hantierst, ist Spritzerschutz Pflicht. Eine Korbbrille mit EN 166 Kennzeichnung 3 (Schutz vor Spritzern) ist hier richtig. Wegen der Chemikalien ist eine Scheibe aus Acetat klar im Vorteil. Indirekte Belüftung ist hier meist ausreichend und komfortabel.
Empfehlung für Phase 3: Lackieren (Applikation)
- Gefahr: Chemische Dämpfe, Lacknebel und Aerosole.
- Lösung: Das ist die kritischste Phase. Du brauchst eine Schutzbrille gegen Dämpfe. Wähle eine unbelüftete, gasdicht schließende Korbbrille (EN 166 Kennzeichnung 5). Sie muss eine chemikalienbeständige Scheibe aus Acetat haben, um dem gegen lacknebel und sprühnebel standzuhalten. Eine hochwertige Antibeschlag-Beschichtung (Kennzeichnung N) ist hier absolut entscheidend, damit du klare Sicht behältst.
Die Theorie ist damit klar. Doch in der Werkstatt-Praxis tauchen oft noch zwei ganz spezielle Probleme auf, für die wir ebenfalls Lösungen brauchen.
Praxis-Probleme und Lösungen
Die beste Brille nützt nichts, wenn sie nicht getragen wird. Und oft wird sie nicht getragen, weil sie unbequem ist, nicht passt oder mit anderer Ausrüstung kollidiert. Hier sind die häufigsten Probleme und ihre Lösungen.
Sonderfall 1: Augenschutz für Brillenträger (OTG, RX-Einsätze)
Wenn du im Alltag bereits eine Brille trägst, stehst du vor einer Herausforderung. Eine schutzbrille für brillenträger ist oft eine sogenannte „OTG“ (Over The Glasses) Korbbrille. Das sind größere Vollsichtbrillen, die über die normale Brille passen. Das Problem: Die Bügel deiner Brille brechen die Dichtung der Korbbrille. Das System ist dann nicht mehr gasdicht. Eine bessere, wenn auch teurere Lösung, sind spezielle RX-Einsätze. Das sind Einsätze mit deiner Sehstärke, die direkt in die Korbbrille eingeklipst werden, sodass die Dichtung intakt bleibt.
Sonderfall 2: Kompatibilität mit Atemschutzmasken (Halbmasken-Konflikt)
Das klassische Dilemma: Du willst deine schutzbrille und atemschutzmaske kombinieren (meist eine Halbmaske). Oft funktioniert das schlecht. Entweder drückt die Maske die Brille nach oben, oder die Brille sitzt auf der Maske und schafft eine Undichtigkeit. Das Ergebnis ist nicht nur unsicher, sondern auch nervig. Ein häufiges Symptom ist, dass die Schutzbrille beim lackieren beschlägt. Das passiert, weil deine warme Ausatemluft an der Maske vorbei nach oben entweicht und direkt an der kalten Brillenscheibe kondensiert. Eine gute Antibeschlag-Beschichtung (N) ist hier Pflicht, aber das Grundproblem ist die Passform.
Die Komplettlösung: Wann eine Vollmaske die bessere Wahl ist
Wenn du ernsthaft und regelmäßig mit 2K-Lacken arbeitest, die eine gasdichte Brille (Kennzeichnung 5) und eine Atemschutzmaske erfordern, ist die Kombination aus Einzelteilen oft ein Kompromiss. Die technisch sauberste Lösung ist eine Vollmaske. Sie kombiniert den Augen- und Atemschutz in einem Gerät. Es gibt keine Dichtungs-Konflikte zwischen Brille und Maske und die Luftführung ist so konzipiert, dass die Scheibe nicht beschlägt.
Selbst die beste Ausrüstung muss aber gepflegt werden, damit sie dich zuverlässig schützt.
Pflege und Instandhaltung: So bleibt deine Schutzbrille sicher
Eine Schutzbrille ist ein Verschleißteil, aber mit der richtigen Pflege kannst du ihre Lebensdauer maximieren und vor allem ihre Schutzfunktion erhalten. Falsche Behandlung kann sie unbrauchbar machen.
Die richtige Reinigung (ohne die Beschichtung zu zerstören)
Moderne Schutzbrillen, besonders die mit Antibeschlag-Beschichtung, sind empfindlich. Die wichtigste Regel: Niemals eine schutzbrille mit lösemittel reinigen! Lösemittel können das Material (besonders Polycarbonat) angreifen und die Beschichtungen zerstören. Auch Papiertücher oder der dreckige Overall-Ärmel sind tabu, da sie Mikrokratzer verursachen.
Die beste Methode ist lauwarmes Wasser mit etwas milder Seife. Groben Staub erst abspülen, dann vorsichtig waschen und mit einem weichen, sauberen Mikrofasertuch trockentupfen (nicht reiben, besonders innen).
Lagerung und Inspektion
Wenn du die Brille nicht nutzt, gehört sie in einen Mikrofaserbeutel oder ein Etui. So vermeidest du Kratzer auf der Scheibe. Kontrolliere die Brille vor jedem Einsatz kurz: Ist die Scheibe klar? Sitzt das Kopfband fest? Ist die Dichtung intakt?
Lebensdauer: Wann muss eine Schutzbrille ausgetauscht werden?
Eine Schutzbrille ist kein Kauf fürs Leben. Sie muss ausgetauscht werden, wenn:
- Die Scheibe tiefe Kratzer hat, die deine Sicht behindern.
- Die Antibeschlag-Beschichtung nicht mehr funktioniert und die Brille ständig beschlägt.
- Die Scheibe durch Chemikalienkontakt trüb oder rissig geworden ist.
- Das Kopfband ausgeleiert ist oder der Rahmen (die Dichtung) beschädigt ist.
Wenn wir all diese Punkte betrachten, wird klar: Augenschutz ist ein detailliertes Thema. Fassen wir zum Schluss die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal zusammen.
Fazit: Die wichtigsten Punkte zusammengefasst
Der richtige Augenschutz beim Autolackieren ist kein Detail, sondern ein zentraler Pfeiler deiner Sicherheit. Wie du gesehen hast, lauern die Gefahren nicht nur in Form von Spritzern, sondern auch als feiner Staub beim Schleifen oder als unsichtbare Dämpfe.
Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick:
- Es gibt nicht „die eine“ Brille: Die Anforderungen ändern sich mit dem Arbeitsschritt. Du brauchst eine andere Brille für das Schleifen (mechanischer Schutz = Polycarbonat) als für die Applikation (chemischer Schutz = Acetat).
- Gasdicht ist entscheidend: Beim Lackieren ist eine gasdichte Korbbrille (Kennzeichnung 5 nach EN 166) unerlässlich. Nur sie schützt dich zuverlässig vor Lösemitteldämpfen und feinem Lacknebel. Eine indirekt belüftete Brille (Kennzeichnung 3 oder 4) kann das nicht.
- Material zählt: Acetat ist die Wahl für den Kontakt mit Chemikalien und Dämpfen, da es chemikalienbeständig ist. Polycarbonat ist ideal gegen mechanische Gefahren.
- Kenne die Norm: Die EN 166 ist dein wichtigstes Werkzeug. Die Zahlen 3 (Spritzer), 4 (Staub) und 5 (Gas/Dampf) auf dem Rahmen sagen dir, wofür die Brille gemacht ist.
- Komfort ist Sicherheit: Eine Antibeschlag-Beschichtung (Kennzeichnung N) ist kein Luxus. Wenn deine Brille ständig beschlägt, nimmst du sie ab. Das gleiche gilt für die Kompatibilität: Die Schutzbrille und Atemschutzmaske müssen zusammenpassen, sonst entstehen gefährliche Undichtigkeiten.
- Brillenträger brauchen eine Lösung: Ob Überbrille (OTG) oder RX-Einsatz, ignoriere das Problem nicht. Die Dichtung muss intakt bleiben.
Investiere die Zeit, die richtige Vollsichtbrille für die richtige Aufgabe auszuwählen, und pflege sie richtig. Deine Augen werden es dir bei jedem weiteren Projekt danken.
Der richtige Augenschutz ist also ein entscheidender Baustein für deine Sicherheit. Aber zu einer kompletten Schutzausrüstung gehört oft mehr als nur die passende Schutzbrille. Um dich von Kopf bis Fuß zu schützen, lies direkt weiter in unserem umfassenden Guide: Arbeitsschutz beim Lackieren: PSA-Guide für deine Gesundheit.