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Großer 2K Polyurethanlack Guide: Verarbeitung Tipps & Fehler

Der Lack für harte Fälle: Dein Einstieg in die Welt der Polyurethane

Hand aufs Herz: Manchmal muss eine Lackierung einfach mehr aushalten als nur gut auszusehen. Du kennst das vielleicht: Du hast eine Werkbank, ein Geländer oder ein Fahrzeugteil frisch lackiert und schon nach kurzer Zeit zeigen sich die ersten Kratzer, Abplatzer oder unschönen Flecken von Öl oder Reinigern. Genau für diese Härtefälle gibt es eine Lösung, die aus der Industrie und Luftfahrt stammt: Polyurethanlack, oft auch als PU-Lack oder PUR-Lack bezeichnet.

Aber was macht dieses Material so besonders und wie gehst du damit um, ohne dir die Haare zu raufen? Keine Sorge, das ist kein Hexenwerk. In diesem Artikel zeige ich dir alles, was du über PU-Lack wissen musst. Wir klären, was er kann, wo er glänzt und wie du ihn Schritt für Schritt verarbeitest, damit dein Projekt von Anfang an ein voller Erfolg wird.

Vom Reagenzglas zur Stoßstange: Die Story hinter PU-Lack

Um zu verstehen, warum Polyurethanlack so enorm widerstandsfähig ist, muss man keinen Chemie-Leistungskurs besucht haben. Ein kurzer Blick auf seine Herkunft reicht schon aus, denn die erklärt ziemlich gut, warum dieses Material für härtere Einsätze wie gemacht ist.

Die Reise beginnt 1937 in Deutschland. Der Chemiker Dr. Otto Bayer und sein Team wollten eigentlich eine neue Art von Kunstfaser entwickeln. Bei ihren Experimenten stießen sie aber auf ein neues chemisches Verfahren und erschufen damit die Polyurethane. Das Ergebnis war ein unglaublich vielseitiger Kunststoff, der je nach Rezeptur hart, elastisch oder auch schaumartig sein konnte.

Von da an ging die Entwicklung in entscheidenden Schritten voran:

  • Die 1940er – Der erste Härtetest. Die Industrie erkannte schnell das Potenzial des neuen Werkstoffs, besonders für anspruchsvolle Aufgaben. Während des zweiten Weltkrieges wurde Polyurethan daher weiterentwickelt und im Flugzeugbau eingesetzt, zwar nicht als Außenlack, aber als extrem zähes, gummiartiges Material (Elastomer) für Dichtungen und als Schutz für wichtige Bauteile. Hier hat das Material zum ersten Mal bewiesen, dass es auch unter extremen Bedingungen zuverlässig funktioniert.
  • Die 1950er – Ankunft im Alltag. Nach dem Krieg fand das Material schnell seinen Weg in zivile Produkte. Die Vielseitigkeit war sein großer Vorteil: Polyurethan steckte plötzlich im Schaumstoff von Polstermöbeln, diente als Dämmung in Kühlschränken und bildete die robusten Sohlen von Schuhen. Es wurde vom Spezialwerkstoff zum festen Bestandteil unseres Alltags.
  • Die 1970er – Die Geburt des Hochleistungslacks. Der entscheidende Schritt für uns Anwender passierte dann ab den Siebzigern: die Perfektionierung der 2-Komponenten-Systeme. Ingenieuren gelang es, den Polyurethan-Lack mit einem passenden Härter zu kombinieren. Durch diese chemische Vernetzung beim Aushärten entstand eine extrem harte und gleichzeitig widerstandsfähige Oberfläche. Die Automobilindustrie griff sofort zu und nutzte diese Technik für die neuen, hochglänzenden und kratzfesten Klarlacke. Das war der Durchbruch für den PU-Lack, wie wir ihn heute kennen.

Diese Herkunft aus der Praxis für die Praxis ist der Grund, warum du dich auf die Schutzwirkung eines guten PU-Lacks verlassen kannst. Die Robustheit steckt quasi in seiner DNA.

Was ist Polyurethanlack und was kann er?

Nach der ganzen Geschichte fragst du dich jetzt sicher: Was genau ist das eigentlich für ein Zeug, das ich da in der Hand halte? Im Kern ist Polyurethanlack ein sogenannter Reaktionslack. Und das Wichtigste, was du dazu verstehen musst, ist das Prinzip des 2K-Systems, denn die meisten PU-Lacke für hohe Beanspruchung funktionieren so.

Das Prinzip kennst du vielleicht von einem 2-Komponenten-Kleber: Du hast zwei separate Komponenten, die erst durch das Mischen ihre volle Kraft entfalten. Schauen wir uns das mal genauer an, denn es ist bei jedem 2K-Lacksystem im Grunde gleich:

  • Komponente A: Das ist der Stammlack selbst, der das Bindemittel (in diesem Fall auf Polyurethan-Basis) und die Farbpigmente enthält.
  • Komponente B: Das ist der passende Härter, der bei Hochleistungslacken meist auf Isocyanatbasis aufgebaut ist.
    (Achtung: Genau deshalb ist beim Verarbeiten die richtige Schutzausrüstung so wichtig!)

Erst durch das exakte Mischen beider Komponenten kurz vor dem Lackieren startet eine chemische Reaktion, die sogenannte Polyaddition. Dabei verbinden sich die Harz-Teilchen aus dem Lack mit den Härter-Teilchen und bilden ein festes, stabiles Netz. Das Ergebnis ist ein vernetzter Lackfilm, der nicht einfach nur an der Luft trocknet, indem die Lösemittel verdunsten, sondern der dauerhaft chemisch aushärtet.

Und genau diese vernetzte Struktur verleiht dem PU-Lack seine oft genannten „Superkräfte“.

EigenschaftWas das für dich in der Praxis bedeutet
Extreme mechanische BelastbarkeitEin ausgehärteter PU-Lack ist enorm kratzfest und schlagzäh. Er steckt Stöße, Reibung und alltägliche Abnutzung weg, wo andere Lacke längst kapitulieren. Ideal für alles, was im Alltag was abbekommt.
Hervorragende ChemikalienbeständigkeitÖlflecken auf dem Garagenboden, verschütteter Diesel am Traktor oder ein aggressiver Reiniger? Einem guten PU-Lack macht das wenig aus. Er versiegelt die Oberfläche und schützt den Untergrund zuverlässig.
Hohe Witterungs- und UV-StabilitätBesonders wichtig für den Außeneinsatz. Ein hochwertiger PU-Lack ist sehr beständig gegen Vergilbung durch UV-Strahlung und widerstandsfähig gegen Versprödung bei Frost. Bei richtiger Verarbeitung sorgt dies für eine langanhaltende Farbton- und Schutzwirkung.
Dauerhafte ElastizitätDas klingt erstmal widersprüchlich zu „hart“, ist aber entscheidend. Untergründe wie Metall oder auch Kunststoff „arbeiten“ bei Temperaturschwankungen. Ein PU-Lack ist flexibel genug, um diese Bewegung mitzumachen, ohne zu reißen.
Professionelles FinishNeben dem reinen Schutz überzeugt auch das Ergebnis. Ein guter PU-Lack unterstützt durch seine guten Verlaufseigenschaften die Bildung einer sehr glatten und gleichmäßigen Oberfläche, was die Grundlage für eine professionelle Optik ist.

​Wo Polyurethanlack seine Stärken ausspielt

Klar, mit den Eigenschaften, die wir gerade besprochen haben, ist PU-Lack nicht unbedingt der Kandidat für das Lackieren eines Deko-Regals im Wohnzimmer. Seine Bestimmung ist eine andere: Er ist der Spezialist für Oberflächen, die richtig was einstecken müssen. Also überall dort, wo es auf maximalen Schutz und Langlebigkeit ankommt.

Wenn du also ein Projekt hast, bei dem du denkst „normaler Lack hält das keine drei Monate durch“, dann ist PU-Lack genau richtig. Schauen wir uns die typischen Einsatzfälle mal genauer an:

Nutzfahrzeuge, Land- und Baumaschinen

Ein Traktor steht nicht einfach nur in der Garage. Er wird durchs Feld gejagt, Äste schrammen am Lack, Steine fliegen hoch, und am Ende des Tages werden Diesel oder Hydrauliköl verschüttet. Hier braucht es eine Lackierung, die mehr ist als nur Farbe, sondern eine Schutzhaut, die einiges aushält. Und genau hier spielt PU-Lack seine Stärken aus. Seine mechanische Belastbarkeit steckt Steinschläge und Kratzer deutlich besser weg als einfache Kunstharzlacke. Die hohe Chemikalienbeständigkeit wirkt wie ein Schutzschild: Sie schützt die Lackoberfläche zuverlässig vor kurzzeitigem Kontakt mit Kraft- und Schmierstoffen, die sich dadurch in der Regel einfach abwischen lassen.
Praxis-Tipp: Gerade bei Neulackierungen von solchen Geräten ist eine 2K-Epoxidharz-Grundierung unter dem PU-Lack die beste Basis für maximalen Halt und Korrosionsschutz.

Werkstatt-, Keller- und Garagenböden

Ein nackter Betonboden ist offenporig wie ein Schwamm. Öl, Bremsflüssigkeit oder Frostschutzmittel sickern ein und hinterlassen dauerhaft Flecken. Dazu kommt der ständige Abrieb durch das Befahren und das Scheuern von Werkzeug, das mal herunterfällt. Eine Bodenbeschichtung auf PU-Basis versiegelt den Boden und schafft eine porenfreie, flüssigkeitsdichte Schicht. Der größte Feind von einfachen Bodenfarben sind die Weichmacher in Autoreifen, die den Lack oft über die Zeit anlösen und klebrig machen. Ein hochwertiger PU-Lack ist dagegen deutlich beständiger. Seine hohe Abriebfestigkeit trägt dazu bei, dass die Oberfläche auch bei intensiver Nutzung ihre Schutzfunktion lange beibehält und sich weiterhin gut reinigen lässt.
Praxis-Tipp: Achte bei Böden auf eine penible Untergrundvorbereitung. Der Boden muss angeschliffen und absolut staubfrei sein, damit die Beschichtung eine perfekte, dauerhafte Verbindung eingehen kann.

Stahl- und Metallkonstruktionen im Außenbereich

Draußen kämpft eine Lackierung an zwei Fronten: gegen das Wetter und gegen die Mechanik. Regen, Schnee und vor allem die UV-Strahlung der Sonne greifen die Oberfläche permanent an. Gleichzeitig wird ein Hoftor täglich bewegt, ein Geländer ständig angefasst oder ein Metallzaun mal unsanft vom Rasenmäher berührt. PU-Lack ist hier eine hervorragend geeignete Deckschicht. Die hohe UV-Stabilität macht den Lack sehr widerstandsfähig gegen das Ausbleichen und Verspröden durch die Sonne. Gleichzeitig sorgt seine Elastizität dafür, dass der Lack die temperaturbedingten Längenänderungen des Metalls mitmacht. Das ist entscheidend, denn schon durch kleinste Risse kann Feuchtigkeit eindringen und der Rostfraß beginnt.
Praxis-Tipp: Denk dran: PU-Lack ist kein Rostschutz! Er ist die schützende Deckschicht. Die Basis muss immer eine hochwertige Rostschutzgrundierung sein (z.B. auf Epoxidharz- oder Zinkphosphatbasis).

Stark beanspruchte Arbeitsflächen und Möbel

Eine Werkbank ist kein Esstisch. Hier wird geschraubt, gehämmert, es fallen Schraubenzieher mit der Spitze voran darauf, und es wird auch mal mit Bremsenreiniger oder Öl gekleckert. Eine normale Holzlasur oder ein einfacher Lack wären hier in der Regel in Wochen ruiniert. Auf Untergründen wie Holz oder Metall bildet eine Versiegelung mit PU-Lack eine Oberfläche mit einer sehr hohen Endhärte, die sie außergewöhnlich widerstandsfähig gegen die typischen Belastungen einer Werkstatt macht. Ein riesiger Vorteil: Die glatte, geschlossene Oberfläche lässt sich danach super einfach sauber wischen.
Praxis-Tipp: Für Tischplatten, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen könnten (z.B. Küchentheken oder Tische im Gastrobereich), gibt es spezielle PU-Lacke mit entsprechender Zulassung. Hier immer genau ins technische Datenblatt schauen!

So verarbeitest du PU-Lack richtig: Schritt für Schritt

Jetzt geht’s ans Eingemachte! Die Verarbeitung von 2K-Lacken ist kein Hexenwerk, aber sie verzeiht keine Nachlässigkeiten. Wenn du diese Schritte aber sauber der Reihe nach befolgst, steht einem professionellen Ergebnis nichts im Weg.

Dein bester Freund für das Projekt ist dabei immer das technische Datenblatt (TDS) deines Lack-Herstellers. Die von mir genannten Werte sind typische Richtwerte, aber die exakten Angaben für dein Produkt findest du nur dort. Lies es dir am besten vor dem Start einmal komplett durch!

Das Wichtigste zuerst: DEINE GESUNDHEIT! Der Härter in 2K-Lacken kann Isocyanate enthalten. Diese Stoffe dürfen auf keinen Fall in deine Atemwege gelangen. Das ist nicht verhandelbar. Sorge also für:

  • Eine Atemschutzmaske mit Kombifilter (mindestens A2/P2)
  • Schutzhandschuhe (Nitril)
  • Eine Schutzbrille

Arbeite außerdem nur in sehr gut belüfteten Räumen oder am besten draußen, falls möglich.

Wenn das geklärt ist, legen wir los:

1. Die Vorbereitung – 90 % der Arbeit

Das ist die wichtigste und oft am meisten unterschätzte Phase. Der beste Lack der Welt kann nicht zaubern, wenn der Untergrund nicht stimmt.

  • Reinigen & Entfetten: Die Oberfläche muss absolut sauber, trocken und frei von Fett, Öl, Silikon oder Wachs sein. Der beste Helfer dafür ist ein hochwertiger Silikonentferner.
  • Schleifen: Jetzt braucht der Lack etwas, woran er sich „festkrallen“ kann. Schleife den gesamten Untergrund gründlich an (z. B. mit P240 – P400), bis eine gleichmäßige, matte Oberfläche ohne glänzende Stellen entsteht.
  • Grundieren: PU-Lack ist eine Deckschicht. Auf blankem Stahl oder Aluminium brauchst du zwingend eine passende Grundierung. Welche Grundierung für dein Lacksystem empfohlen wird, findest du ebenfalls im Datenblatt. Eine 2K-Epoxidharz-Grundierung ist aber fast immer eine sichere Bank.

2. Mischen mit Präzision – Die Chemie muss stimmen

Jetzt kommt der entscheidende 2K-Moment. Hier darf nicht geschätzt werden!

  • Mischungsverhältnis: Das exakte Verhältnis (z. B. 2:1, 3:1 nach Volumen oder Gewicht) steht verbindlich im technischen Datenblatt. Halte dich peinlich genau daran! Am besten geht das mit einem Lackmischbecher oder einer digitalen Waage.
  • Topfzeit beachten: Sobald Lack und Härter gemischt sind, tickt die Uhr. Diese Verarbeitungszeit nennt man Topfzeit. Die genaue Zeitspanne für dein Produkt findest du ebenfalls im Datenblatt, oft sogar mit Angaben für unterschiedliche Temperaturen. Mische also nur so viel an, wie du sicher in dieser Zeit verarbeiten kannst.
  • Viskosität einstellen: Wenn du mit einer Lackierpistole arbeitest, muss der Lack die richtige Fließfähigkeit haben. Ob und wie viel Verdünnung du zugeben musst, steht klipp und klar im Datenblatt.

3. Der Auftrag – Gleichmäßigkeit ist alles

Alles ist vorbereitet, der Lack ist gemischt und jetzt kommt der schöne Teil.

  • Lackierpistole einstellen: Welchen Luftdruck und welche Düsengröße der Hersteller empfiehlt, verrät dir auch hier ein Blick ins Datenblatt. Mache am besten einen Sprühtest auf einem Stück Pappe.
  • Im Kreuzgang lackieren: Trage den Lack in gleichmäßigen, sich überlappenden Bahnen auf. Das sorgt für eine perfekte, gleichmäßige Schichtdicke. Halte dabei immer den gleichen Abstand (ca. 15-20 cm) und die gleiche Geschwindigkeit.
  • Ablüftzeit einhalten: Zwischen den einzelnen Spritzgängen braucht der Lack eine kurze Pause. Diese Ablüftzeit ist extrem wichtig, damit die Lösemittel entweichen können. Wie lange du genau warten musst, ist von Lack zu Lack und von der Temperatur abhängig, also: ins Datenblatt schauen!

4. Trocknung und Aushärtung – Gut Ding will Weile haben

Dein Werk ist vollbracht, jetzt übernimmt die Chemie. Die folgenden Zeiten sind gute Anhaltspunkte, können sich aber je nach Hersteller, Schichtdicke und Temperatur unterscheiden. Verbindliche Angaben findest du, du ahnst es schon, im technischen Datenblatt.

  • Staubtrocken: Meist nach 30-60 Minuten.
  • Griff- / Montagefest: Oft nach 12-24 Stunden.
  • Vollständig ausgehärtet: Seine finale Härte und volle chemische Belastbarkeit erreicht der Lack erst nach ca. 5-7 Tagen bei Raumtemperatur. Behandle die Oberfläche in der ersten Woche also noch mit etwas Vorsicht.

Typische Fehler und wie du sie vermeidest

Ganz ehrlich: Wo gearbeitet wird, passieren auch mal Fehler. Gerade bei 2K-Lacken ist das besonders ärgerlich, weil man sie nach dem Aushärten oft nur mit viel Aufwand wieder reparieren kann.

Deshalb ist es am besten, die typischen Stolperfallen zu kennen, um sie von vornherein elegant zu umschiffen. Hier sind die Top 4 der häufigsten Probleme, die wirklich fast jedem schon mal untergekommen sind:

Problem 1: Der Lack wird nicht hart und bleibt klebrig

Das Problem: Der Albtraum jedes Lackierers. Du fasst nach 24 Stunden oder sogar zwei Tagen auf die Oberfläche und sie ist immer noch weich, hinterlässt Fingerabdrücke oder klebt.

Woran liegt’s? In 99% der Fälle liegt es an einem Fehler beim Mischen. Entweder wurde der Härter komplett vergessen, zu viel oder (meistens) zu wenig Härter zugegeben, oder die beiden Komponenten wurden nicht gründlich genug miteinander verrührt. Die chemische Reaktion konnte so nicht vollständig oder gar nicht stattfinden.

So vermeidest du es: Das ist der eine Punkt im ganzen Prozess, an dem du niemals schlampen darfst. Benutze einen sauberen Lackmischbecher mit exakter Skala oder, noch besser, eine digitale Waage. Halte dich penibel an die Vorgaben im technischen Datenblatt. Kein Schätzen nach Augenmaß! Rühre die Mischung mindestens zwei Minuten lang sorgfältig um und kratze dabei auch an den Rändern und am Boden des Bechers.

Problem 2: Die Oberfläche sieht aus wie eine Orangenhaut

Das Problem: Die Lackierung ist zwar hart, aber nicht schön glatt. Stattdessen hat sie eine unebene, wellige Struktur, die an die Schale einer Orange erinnert.

Woran liegt’s? Der Lack konnte auf der Oberfläche nicht richtig „verlaufen“ und sich glattziehen. Die häufigsten Ursachen sind eine zu hohe Viskosität (der Lack war zu dickflüssig für die Düsengröße), ein zu niedriger Spritzdruck, eine unpassende Düsengröße an der Pistole oder ein zu großer Abstand beim Lackieren.

So vermeidest du es: Stelle die Spritzviskosität mit der passenden Verdünnung exakt nach den Vorgaben im Datenblatt ein. Mache immer einen Spritztest auf einem Stück Pappe oder einem alten Blech. Hier kannst du das Spritzbild, die Materialmenge und den Druck perfekt einstellen, bevor du auf dein eigentliches Werkstück gehst.

Problem 3: Der Lack bildet „Nasen“ und Läufer

Das Problem: Besonders an senkrechten Flächen sackt der Lack während des Trocknens an manchen Stellen ab und bildet unschöne, dicke Tropfen oder ganze „Gardinen“.

Woran liegt’s? Hier war einfach zu viel Lack auf einmal an einer Stelle. Das passiert, wenn die einzelne Schicht zu dick („zu nass“) aufgetragen wurde, du die Pistole zu langsam bewegt hast oder die Ablüftzeiten zwischen den Spritzgängen nicht eingehalten wurden.

So vermeidest du es: Weniger ist oft mehr! Lackiere lieber zwei oder drei dünnere Schichten als eine dicke. Halte die Lackierpistole in konstanter, zügiger Bewegung und sei geduldig bei den Ablüftzeiten, damit jede Schicht kurz „anziehen“ kann, bevor die nächste kommt.

Problem 4: Im Lackfilm sind kleine Bläschen oder Nadelstiche („Kocher“)

Das Problem: Nach dem Trocknen siehst du in der ansonsten glatten Oberfläche winzige Krater, Bläschen oder feine Nadelstiche.

Woran liegt’s? Das sind eingeschlossene Lösemittel, die entweichen wollten, es aber nicht mehr geschafft haben. Wenn du die nächste Lackschicht zu früh aufträgst, ist die untere Schicht noch nicht ausreichend abgelüftet. Die Lösemittel darin wollen aber trotzdem raus, „kochen“ durch die obere, frische Lackschicht und hinterlassen beim entweichen diese kleinen Krater.

So vermeidest du es: Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg. Halte dich penibel an die vom Hersteller vorgegebenen Ablüftzeiten im Datenblatt. Im Zweifel, besonders bei kühleren Temperaturen oder hoher Luftfeuchtigkeit, warte lieber fünf Minuten länger als eine zu wenig.

Polyurethanlack auf einen Blick: Pro & Contra

Puh, das war eine Menge Input! Um dir die Entscheidung für oder gegen einen PU-Lack bei deinem Projekt zu erleichtern, habe ich hier noch einmal die wichtigsten Vor- und Nachteile kompakt gegenübergestellt.

Vorteile (Pro) ✅Nachteile (Contra) ❌
Extreme Härte und Widerstandsfähigkeit gegen Kratzer, Stöße und Abrieb.Anspruchsvollere Verarbeitung durch das 2K-System (exaktes Mischen, Topfzeit beachten).
Hervorragende Beständigkeit gegen Chemikalien wie Öle, Fette, Kraftstoffe und viele Reiniger.Gesundheitsrisiko bei falscher Anwendung wegen der Isocyanate im Härter. Professionelle Schutzausrüstung ist Pflicht.
Sehr hohe Witterungs- und UV-Stabilität, bleicht nicht aus und wird nicht spröde. Ideal für den Außeneinsatz.Fehler sind kaum korrigierbar. Einmal falsch gemischt oder aufgetragen, hilft meist nur noch komplettes Abschleifen.
Bleibt dauerhaft elastisch und flexibel, wodurch er bei Temperaturschwankungen nicht reißt oder abplatzt.In der Regel teurer in der Anschaffung als herkömmliche 1K-Lacksysteme.
Ermöglicht ein hochprofessionelles, glattes und ebenmäßiges Oberflächenfinish.Benötigt eine gute Ausrüstung, da er für beste Ergebnisse mit der Lackierpistole verarbeitet werden sollte.

Diese Gegenüberstellung zeigt deutlich: PU-Lack ist kein Allheilmittel, sondern eine bewusste Entscheidung für Projekte, bei denen du absolut keine Kompromisse bei der Haltbarkeit eingehen willst.

Mein Fazit: Die richtige Wahl für harte Fälle

Polyurethanlack ist ohne Zweifel einer der widerstandsfähigsten und langlebigsten Lacke, die dir für deine Projekte zur Verfügung stehen. Er ist nicht die schnelle Lösung für zwischendurch, sondern der kompromisslose Spezialist, wenn eine Oberfläche auf Jahre hinaus gegen harte Alltagsbelastungen, Chemikalien und das Wetter geschützt werden soll.

Ja, die Verarbeitung als 2K-System verlangt dir etwas mehr ab als ein Lack aus der Sprühdose. Es erfordert Sorgfalt beim Mischen, die richtige Schutzausrüstung und ein wenig Geduld bei der Trocknung. Aber lass dich davon auf keinen Fall abschrecken. Der Lohn für diese Mühe ist eine Oberfläche von absolut professioneller Qualität, die Belastungen standhält, bei denen andere Lacke längst aufgegeben haben.

Wenn du also vor einem Projekt stehst, bei dem es wirklich halten muss, sei es das Chassis deines Geländewagens, die Werkbank oder der Garagenboden, dann ist PU-Lack die richtige Entscheidung. Trau dich ran! Mit der guten Vorbereitung ist das absolut machbar und das Ergebnis wird dich am Ende mehr als überzeugen.

Wenn du mehr über die verschiedenen Arten von Industrielacken erfahren möchtest, ist dieser Artikel der perfekte nächste Schritt für dich.

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